Als die Wende kam, hat der Bauingenieur Joachim Westphal sich einen Traum erfüllt und sich mit der Schafzucht selbstständig gemacht. Unter Rügener Feinschmeckern und Meisterköchen sprach es sich schnell herum, dass die Schafe, die er auf den Zicker Bergen weiden ließ, nicht nur gute Wolle liefern, sondern auch gut schmecken. Mit 25 Schafen ging es damals los – heute sind es über 1000 und der Betrieb wird von seinem Sohn Frank Westphal geführt.
Landschaftspflege als Kerngeschäft
Schon 1980 war klar, dass man nicht irgendeine Rasse professionell züchten wollte, sondern das Rauhwollige Pommersche Landschaf. Das genügsame Schaf mit dem schwarzen Kopf ist schon 3800 Jahre alt und war bis 1950 noch weit verbreitet. Doch 1982 war es nahezu ausgestorben. Erst als man erkannte, dass bestimmte Landschaftsformen nur erhalten werden können, wenn sie gepflegt werden, wurden diese robusten Tiere wieder wichtig.
Und so sieht auch Frank Westphal, der seinen Biohof gemeinsam mit seinem Bruder Christian und einem Mitarbeiter führt, die Landschaftspflege als sein Kerngeschäft. Als Vertragspartner des Biosphärenreservats Südost-Rügen lässt er seine Tiere auf fast 300 Hektar Land auf Mönchgut und in Prora weiden. So bleiben die Mager- und Trockenrasen erhalten, die einer ganz speziellen Flora und Fauna Lebensraum bieten. Und das Pommernschaf ist die ideale Besetzung, weil es so genügsam ist und sich über die Jahrtausende optimal an diesen Lebensraum angepasst hat.
Und was wird aus all der Wolle?
Fleisch und Wolle sind nur ein Zubrot für den Schäfer – doch die Wolle wird als Verkaufsprodukt immer wichtiger. Sie ist sehr langfaserig und war daher schon immer besonders gut für die Handspinnerei geeignet. Seitdem das Unternehmen „Nordwolle“ seine moderne Funktionskleidung aus der Wolle des Rauhwolligen Pommerschen Landschafes herstellt, gewinnt die Produktion für den Schäfereibetrieb in Groß Zicker an Bedeutung.
Wie viele Schäfereien, erledigen Frank Westphal und seine Partner alle Arbeiten selbst. Sie begleiten die Geburt der Tiere, kümmern sich um Aufzucht und Fütterung, schneiden regelmäßig die Klauen der Schafe und scheren die blaugraue Wolle. Der Betrieb wächst langsam aber kontinuierlich, damit setzt er die über sechs Generationen reichende Landwirtschaftstradition der Familie fort. Als Herdbuchzuchtbetrieb ist der Biohof zudem offiziell als Züchter der uralten Rasse anerkannt. Damit sorgt Frank Westphal dafür, dass dieses Schaf auch weiterhin eine biodiverse Welt bereichert.
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