Der Frühling ein Fest: Die unerhörten Orte des Festspielfrühlings


Im südöstlichen Zipfel Mecklenburg-Vorpommerns geboren, verschlug es Claudia zunächst nach Leipzig, dann nach Schottland, Berlin und zuletzt auf eine Berghütte in den Alpen. Die Sehnsucht nach Wind und Meer zog sie schlussendlich nach Rügen, wo sie jede freie Minute Rad-... mehr

Wenn erste Sonnenstrahlen den Boden erwärmen und der Frühlingswind mit seinem Taktstock die Gräser bewegt, erwacht die Insel aus dem Winterschlaf: Es ist Zeit für den Festspielfrühling, der Auftaktveranstaltung der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern. Dann erklingt Musik auf einer Seebrücke, in einer Kapelle, einer Dorfkirche, in einer Bäckerei oder im Prachtsaal eines Schlosses. Wo der Festspielfrühling Rügen gern beweist, dass die Spielarten der Klassik ebenso ungewöhnlich sein können wie die Umgebung, in der sie gehört wird. Es sind Orte, an denen sich Künstler begegnen und Menschen treffen. Wo Vergangenheit und Gegenwart auf Tuchfühlung gehen – wie im Jagdschloss Granitz.

Kleine Zeitreisen beim Festspielfrühling Rügen

Konzert beim Festspielfruehling RuegenUnwillkürlich hält man inne, angesichts dieser Renaissance-Opulenz mit schweren Damastvorhängen, goldenen Verzierungen, dem eindrucksvollen Marmorkamin. Vielleicht muss man kurz die Augen schließen. Denn wenn der erste Ton gespielt wird, fordert das Ohr alle Aufmerksamkeit. Der Klang ist einzigartig. Selten erlebt man die Cello-Suiten Bachs so authentisch und klar, Schuberts Streichquintett so wahrhaftig wie hier im Marmorsaal. Jede Note scheint so leichtfüßig durch den Raum zu tanzen wie das Licht, das sich im Kristall des Kronleuchters bricht. In diesen Momenten gerät in Vergessenheit, dass mehrere Jahrhunderte zwischen der Komposition und dem Heute liegen. Eine kleine Zeitreise, wie man sie auch an vielen weiteren Spielstätten des Festspielfrühlings erleben kann. Zu ihnen gehört auch die Kapelle Boldevitz.

Im Jahre 1839 erbaut, ergänzte das klassizistische Bauwerk das Gutshaus aus dem 16. Jahrhundert, das bis heute zu den beeindruckendsten architektonischen Denkmälern der Insel zählt. Umrahmt von tiefhängenden Zweigen alter Bäume liegt die weiße Kapelle, fast versteckt. Sie ist Kulisse für einzigartige Konzerterlebnisse, mal traditionell, mal visionär. Im Inneren ist sie wie gemacht für die Musik. Stimmen die Künstler ihre Instrumente im Kapellenkranz an, wird der Ort seiner Ur-Bestimmung zugleich entfremdet und zugeführt. Denn hier kann das Publikum gar nicht anders, als andächtig zu lauschen.

Konzerterlebnisse, die in Erinnerung bleiben

Es liegt eine besondere Intimität in diesen Spielorten. So, als wären Musiker und Zuhörer in diesen Klangräumen durch einen unsichtbaren Faden miteinander verbunden. Nicht nur akustisch, sondern auch visuell: Die Musiker, ihre Gesten, ihre Mimik, all das ist beim Festspielfrühling Teil eines besonderen Konzerterlebnisses, das lange nachhallt.

Wohin man sich auch vom Festspielfrühling entführen lässt, ist eines allen Spielorten gemeinsam: Der Moment, wenn die letzten Gespräche im Zuschauerraum verstummen, die ersten Töne gespielt werden. Diese zwei, drei Sekunden absoluter Stille, bevor die erste Klaviertaste angeschlagen wird, der Bogen zum ersten Mal die Saiten der Geige berührt. Dann ist es, als sei die lange Stille des Winters endlich vorüber. Musik solle „Licht senden in die Tiefe des menschlichen Herzens“, befand Robert Schumann. Die letzten Wolken schiebt der Festspielfrühling weg.

Und hier ein kleiner Vorgeschmack auf den diesjährigen Festspielfrühling:

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