Strandklangkultur Sellin: Lasst hören!


Im südöstlichen Zipfel Mecklenburg-Vorpommerns geboren, verschlug es Claudia zunächst nach Leipzig, dann nach Schottland, Berlin und zuletzt auf eine Berghütte in den Alpen. Die Sehnsucht nach Wind und Meer zog sie schlussendlich nach Rügen, wo sie jede freie Minute Rad-... mehr

Inselklang

© Frank Kapust

Künstlerisch, musikalisch und handwerklich sind die drei Schöpfer von Inselklang – Jannis Tolk, Malte Sodmann und Paul Reiß – unterwegs, um den authentischsten Ton zu produzieren. Angeregt wurden sie vom Soundsystem auf Jamaika und fertigen nun selbst Klangkörper. Dabei achten sie vor allem auf die Ursprünglichkeit der Klänge und Lautsprecher. Hier sind der Tontechniker, der Architekt und der Physiker im Interview zur neuen Strandklangkultur, einem Veranstaltungsformat am Selliner Südstrand.

Wer steckt hinter Strandklangkultur?

Wir sind ein Kollektiv kreativer Menschen, die der Sound- und Veranstaltungskultur unserer Region ein modernes Gesicht geben. Seit fünf Jahren fertigen wir in unserer Manufaktur Lautsprecher nach individuellen Ansprüchen und bieten Komplettlösungen für Veranstaltungen an.

Wie seid ihr auf die Idee dazu gekommen?

Wir wollten weg von dem klassischem Dienstleister. Sound zu verleihen, ist ganz nett, bringt aber sehr viele Kompromisse mit sich. Wenn zum Beispiel der Veranstalter einen DJ bucht, der sein Set mit MP3-Dateien gestaltet, leidet der Klang. Dieser Klang wird dann schnell mit der Qualität der Lautsprecher in Verbindung gebracht, obwohl das Ausgangs-Audiosignal vom Künstler die Schwachstelle ist. Das sieht dann niemand und so wird immer zuerst das Audiosystem angezweifelt. Jetzt haben wir die Möglichkeit, den Menschen zu zeigen, was gut klingt.

Warum Sellin?

Der Bürgermeister, die Gemeinde und die Kurverwaltung hier in Sellin sind einfach sehr offen und weit in ihrem Denken. Von Anfang an stimmte die Chemie zwischen uns. Da stellte sich gar nicht mehr die Frage, ob man es irgendwo anders macht. Vor allem bei der Lage am Strand. Ganz witzig ist die permanente Verwechselung mit Berlin. Wo? Berlin? Nein. – Seeeellin!

Am 1. Juni war die Auftaktveranstaltung, an dem Tag wars recht frisch, oder?

Der 1. Juni gehört ja noch nicht zum Hochsommer dazu. Da muss man schon mit milderen Temperaturen rechnen. Beim Tanzen wird einem ja zum Glück warm und ein Lagerfeuer macht den Rest. Jetzt beginnt erst so richtig der Sommer, da wird es wohl die eine oder andere laue Nacht geben, die uns definitiv im Gedächtnis bleiben wird.

Skulpturenartige Lautsprecher

© Frank Kapust

Gleichzeitig war ja Kindertag … was ist der größte Unterschied beim Musikhören zwischen Kindern und Erwachsenen eurer Erfahrung nach?

Kinder sind offener, freier und schneller am Tanzen, als die Erwachsenen. Kinder sind toll, gerade weil sie auch sehr neugierig auf das Thema Klang reagieren. Natürlich geht es irgendwann dann ab ins Bett und die Zeit der Erwachsenen beginnt.

Wie reagieren die Leute auf die ungewöhnlichen Klangkunstobjekte von Inselklang?

Man kann schon sagen, dass viele aus dem Staunen gar nicht mehr rauskommen. Wir versuchen bewusst Klangobjekte zu entwerfen, die sich nicht verstecken. Die schwarzen, unscheinbaren Boxen, wie man sie in den zahlreichen Clubs auf der Welt findet, sind nicht unser Anspruch. Kompromisslos bedeutet oft, dass die Sound-Objekte groß und schwer werden, aber daran stören wir uns nicht. Oft ist es eher ein Gewinn und bietet Potentiale, die wir versuchen so gut wie möglich auszuschöpfen.

Eure Lautsprecher stehen gerne mal hier und da und überall. Wie ist die Akustik hier so?

Hier in Sellin, draußen am Strand, ist die Akustik mega. Im Freifeld klingen Lautsprecher einfach am besten.
Dass wir hier in Sellin einen so tollen Ort gefunden haben, abgeschieden vom Alltag, ist wie ein Sechser im Lotto.
Hier haben wir keine großen Reflexionen oder stehenden Wellen, wie in Räumen. Wirklich perfekt.

Und wo war die Akustik so gut, dass es euch die Schuhe ausgezogen hat?

Auf dem „Grüner wird’s nicht“ Festival in Bergen letztes Jahr. Da haben wir so viel aufgebaut, wie noch nie und die Druckwelle hat alle verzaubert. Danke noch mal an die Geschwister Parpert, die uns freie Hand im Thema Sound gelassen haben. Hier am Strand wird der Tag auch noch kommen, wo es mal so richtig groß wird.

Was liegt euch bei diesem Format besonders am Herzen?

Strandklangkultur

© Frank Kapust

Die Qualität und Authentizität im kulturellen Bereich. Unser Leitspruch heißt „Fein selektierte Schallplatten analoger Subkultur“ – eigentlich mehr ein Slogan für die Gesamt-Qualität im Sound, aber auch im Essen und Trinken. Unsere Bar ist komplett ökologisch ausgestattet – eigentlich ein Muss für jeden Kulturort.

Das Programm ist bunt und rund – weil ihr alle Altersgruppen ansprechen wollt?

Unser Programm ist offen für alle. Wir wollen nachhaltig agieren, das heißt, niemanden auszuschließen.
Von ganz klein bis ganz groß soll jeder glücklich sein. Ob das die Vinylparty dann ist oder der Workshop, die Yoga-Session etc. – das kann jeder allein entscheiden. Wir bieten die Bühne und Struktur, um sich auszutoben.
Vernetzung ist sehr wichtig.

Auf welches Event der Reihe freut ihr euch am meisten?

Das große Finale am Ende des Sommers vielleicht?! Alle Events sind toll, gerade weil sie so unterschiedlich sind. Da zu differenzieren, wollen wir nicht. Highlight wird wahrscheinlich das Kino-Fest Anfang August. Aber auch die Tagesfestivals vom Kassette Mixtape Studio. Oder die Vinylsession jeden Donnerstag.

Guckt einfach unter www.strandklangkultur.de – da findet ihr bestimmt auch euer persönliches Highlight.

Titelbild: © Frank Kapust


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