Während die Fischerdörfer an der Küste der Insel Rügen Ende des 19. Jahrhunderts erblühten und prachtvolle Ostseebäder wurden, erlebten auch die Rittergüter des Ostsee-Eilands eine Blütezeit. Aus kleinen Landwirtschaftsbetrieben wurden prachtvolle Gutshöfe, deren Wirtschaftsgebäude oft schon feudalen Charakter besaßen. Meist mittig gelagert, wurden vormals schmucklose Gutshäuser zu edlen Herrenhäusern ausgebaut. Zahlreiche Herrenhäuser auf Deutschlands größter Insel sind von ihren alten oder auch neuen Besitzern inzwischen liebevoll restauriert worden wie das Gutshaus Streu bei Schaprode, das Schloss Granskevitz, das Geburtshaus von Ernst-Moritz Arndt in Groß Schoritz oder das Gutshaus Krimvitz zwischen Putbus und Garz.
Der wohl bekannteste Profanbau der Insel ist das Jagdschloss Granitz auf dem Tempelberg bei Binz. Noch heute kann der Besucher während des Rundgangs die historischen Prunkräume derer zu Putbus besichtigen. Beeindruckend ist das gusseiserne Treppenhaus im Mittelturm, welches den Gast auf eine Panoramaplattform bringt, von der man die ganze Insel überblicken kann. Etwa eine halbe Stunde von der Granitz entfernt liegt das Dorf Ralswiek. Der hier befindliche Prachtbau des Grafen Douglas, im Stile der Neorenaissance errichtet, gehört zu den schönsten Herrenhäusern Rügens und gewährt einen weiten Blick über den Großen Jasmunder Bodden und die Naturbühne Ralswiek. Kein Geringerer als belgisch-flämische Architekt Henry van de Velde hat in den Innenräumen seine gestalterische Handschrift hinterlassen, eine wunderbare Kulisse für romantische Hochzeiten.
Das filigrane Schloss Ralswiek dient wie das wehrhaft wirkende Schloss Spyker, dessen kunstvolle Stuckdecken noch heute erhalten sind, als Hotel. Aufgrund der Nähe zum Nationalpark Jasmund sind beide Schlösser als Urlaubsunterkunft begehrt. Auch das Schlosshotel Ranzow mit seinem malerisch am Rande des Nationalparks Jasmund liegenden Golfplatzes oder das im klassizistischen Stil von Fürst Malte I. errichtete Badehaus Goor bei Lauterbach zählen zu den Top-Urlaubsadressen auf Rügen.
Neben diesen bekannten Rügener Herrenhäusern befinden sich auch sehenswerte Bauten in der malerischen und eher stillen Inselmitte. Vom Kirchdorf Patzig aus führt eine Tour entlang goldener Kornfelder zum verfallenen Gutshaus Lipsitz, das schon weitaus bessere Zeiten hatte und dem ein ähnliches Schicksal droht wie dem Dreiseitenhof in Vilmnitz. 1967 war dieses Ensemble noch Filmkulisse für die erste Ost-/Westdeutsche Koproduktion „Die Heiden von Kummerow und ihre lustigen Streiche“ mit Theo Lingen. Der Dreiseitenhof mit schilfgedecktem Wohnhaus und Scheunen wurde erst kürzlich abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.
Der Schlosspark Pansevitz mit seiner Schlossruine hingegen ist ein positives Beispiel, wie mit großem Engagement, mit einer Stiftung und einer guten Idee ein wertvolles Zeugnis Rügener Geschichte erhalten werden kann. Der Schlosspark ist ein Friedwald geworden, in dem auch Kulturveranstaltungen unter freiem Himmel stattfinden.
Der englische Landschaftspark an der liebevoll sanierten barocken Gutsanlage Kartzitz ist nicht weit entfernt. In Ramitz kann der Besucher den Gutspark oder das frisch renovierte herrschaftliche Haus besichtigen. Von dort aus gelangt der Gast in das kleine Dorf Boldevitz. Das Herrenhaus, das inmitten eines englischen Landschaftsgartens steht, nimmt mit seinen wertvollen Landschaftstapeten des Malers Jakob Philipp Hackert sowie der seltenen Doppelgiebelbauweise eine Sonderstellung unter den Herrenhäusern auf Rügen ein. Die zum Gut gehörenden Rügenkaten sind Kontrast und Augenschmaus gleichermaßen und laden ein zu einem Urlaub inmitten der Natur.
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