Den Elementen verbunden
Es war noch zu DDR-Zeiten, als Catarina Klein das erste Mal zum Segeln auf den Bodden hinausgefahren ist.
„Ein Freund hat mich damals auf seinem Drachenboot mitgenommen.“ Nein, sie musste nicht zum rhythmischen Trommelschlag das Stechpaddel ins Wasser tauchen – wie bei den Drachenboot-Rennen nach asiatischem Vorbild.
Dieses Drachenboot war ein sogenanntes Einheitskielboot, entwickelt vor fast 90 Jahren. Von 1948 bis 1972 wurde dieses Boot sogar als Olympische Klasse gesegelt, ein schlankes und schnelles Holzboot mit einer einfachen offenen Kajüte.
„Mein erster Törn ging von Seedorf durch die Having, den Rügischen Bodden und die Hagensche Wiek nach Gager“, erzählt Catarina mit leuchtenden Augen. Das war schon etwas, dieses Gefühl von Freiheit mit den Jungs auf dem Wasser, zu spüren. Doch diese Freiheit war nur scheinbar grenzenlos, denn es gab zu DDR-Zeiten ganz strenge Regeln für Segler. Das Nachtsegel-Verbot gehörte dazu. Auch musste man spezielle Scheine vorweisen können, um in der offenen Ostsee segeln zu dürfen.
Zu DDR-Zeiten zu segeln und überhaupt ein Boot zu besitzen, war etwas ganz Besonderes. „Du warst mit einem Segelboot zwangsläufig auffällig und immer auch ein bisschen fluchtverdächtig. Dieses bisschen Freiheit zu erleben, draußen auf dem Wasser, Wind und Welle zu spüren, war so extravagant. Und hinzu kam eben die Vorstellung, dass die Gewässer um uns herum Grenzgebiet waren. Schon verrückt.“
Viele Jahre vergingen bis zu dem Tag, an dem Catarina auf einen Segeltörn mit ihren Kindern nach Hiddensee gehen durfte. Segeln wurde ihre große Leidenschaft. Doch ein Segelboot konnte sie sich nicht leisten, bis eine Patientin ihr eine Jolle schenkte – aus Dankbarkeit nach der erfolgreichen Behandlung schwerer Rückenschmerzen. „Die Ummanzerin fuhr mit mir zu einer Scheune. Und da stand sie, die wunderschöne kleine Vaurien-Jolle, eine französische Olympia-Regattajolle mit Rumpf und Rigg aus Holz. Der Name: Petrus.“
Catarina überlegte nicht lange, machte das Boot wieder flott und ist damit auf dem Bodden unterwegs. „Ich möchte über meinen Sport, das Segeln, eine Art Botschaft an die Menschen übermitteln, mit denen ich in Kontakt trete: Erinnert euch an den Ursprung unserer Lebensweise, an die Natürlichkeit der Lebensformen, an das Verbundensein mit der Natur, mit und von ihr zu leben. Immer noch beuten wir sie aus.“
Catarina habe großen Respekt vor der Natur, vor den Elementen. Sie spüre beim Segeln die Kraft des Windes und die Macht der Wellen. „In und um uns sind die Elemente, auch in meiner Arbeit als Shiatsu-Praktikerin und Yogalehrerin sind die Elemente mir ganz nah. Hier arbeite ich nach der Fünf- Elemente-Lehre aus der traditionellen chinesischen Philosophie.“
In der Emotion liege der Ursprung von Schmerz und Leid. „Die Körperarbeit ist eine Möglichkeit, dem zu begegnen und Heilung zu erfahren.“
Nicht nur in der Arbeit – auch beim Segeln in ihrer Freizeit, fühlt sie sich wohl, wenn sie mit den Elementen in Kontakt ist. Holz, Feuer, Metall, Wasser und Erde sind diese Elemente, die ihr auch an Bord ihrer Jolle begegnen, wenn sie bei strahlendem Sonnenschein vor Rügens Küste segelt. Dann genießt sie mit allen Sinnen, schmeckt das Salz der Gischt, fühlt den Wind auf der Haut und im Segel, riecht das Meer und sieht die Seeadler am Himmel, die Sterne in der Vollmondnacht. „Ich liebe es, weg zu sein von der Zivilisation, rein in die Natur, um Frieden zu fühlen und zu hören.“
Das Revier Rügenscher Bodden beschreibt sie mit „unheimlich toll, für Tagestouren optimal und nie langweilig“.
Catarina ist wie fast alle Segler sehr naturverbunden. „Wenn ich mit Gästen und Freunden unterwegs bin, versuche ich, sie für den Naturschutz zu sensibilisieren. Das gehört für uns Inselkinder ganz einfach dazu. Wir sitzen alle in einem Rad, das sich dreht. Ich möchte dazu beitragen, an der Seite derjenigen zu sein, die den Zyklus respektieren.“
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