RUGIA Rügen-Jahrbuch 2017


Berichte von Einheimischen.

Der Verein Insula Rugia e.V. publiziert jedes Jahr das RUGIA Rügen-Jahrbuch in dem ehrenamtliche Autoren interessante Einblicke zu Geschichte, Natur, Geologie, Kultur und Zeitgeschichte der Insel Rügen geben. Die nunmehr 25. Ausgabe ist soeben erschienen.

Hier ein kleiner Überblick über das Portfolio der aktuellen Ausgabe:

 

Rügen ist reich an Sehenswürdigkeiten. Dazu gehören auch 40 museale Einrichtungen und Galerien. In einer Bild-Textserie werden von Gert Liebling 12 Museen vorgestellt, die teilweise abseits der großen Touristenzentren liegen. Sie dokumentieren die Geschichte Rügens, wobei Handwerk, Landwirtschaft, Fischerei und Seefahrt sowie Lebens- und Wohnbedingungen im Vordergrund stehen.

 

Unter dem Titel Uralte Schönheit. Die Kämme von Rügen beschäftigt sich Renate Schaarschuh mit einem Spezialgebiet der Ärchäologie: Den Kammfunden auf Rügen. Rügen zählt zu den archäologisch intensiv erforschten Gegenden in Deutschland. So wundert es nicht, dass auf zahlreichen Siedlungsplätzen verschiedenste Kämme aus dem 9. und 10. Jh. gefunden wurden.

 

Zum Thema Landwirtschaft hat Matthias Koch geforscht. Er stellt Feldbahnen auf Rügen vor, die im Zuge des Ausbaus des Eisenbahnnetzes gegen Ende des 19. Jh. auf den großen Gütern eingesetzt wurden zum Transport landwirtschaftlicher Produkte wie Zuckerrüben, Kohl und Kartoffeln.

 

Hans Georg Prager hat sich mit der Situation der Halbinsel Mönchgut im Zweiten Weltkrieg beschäftigt, insbesondere mit der Kriegsmarine, der Seefahrtschule der Luftwaffe Lobbe, Erprobungen zum Funkverkehr mit Extremreichweiten und der „Würzmannanlage“ auf dem Bakenberg.

 

Noch prägen Alleen Rügens Landschaft. Sie sind ein Touristenmagnet. Allerdings sind sie stark gefährdet und müssen deshalb umfangreich geschützt werden. Dazu hat der Verband INSULA RUGIA ein deutsch-tschechisches Projekt zur Erhaltung und Entwicklung der Alleen von 2013 bis 2016 bearbeitet. Aus dem von der Projektleiterin Annette Groß beschriebenen Programm sind hervorzuheben ein Pflegemanagement und die in Alleenkartierungen gewonnenen Daten für Rügen, die in die Geodatenbank des Landkreises eingearbeitet wurden.

 

Anlässlich der Fachtagung „Tourismus, Siedlungsentwicklung und Baukultur auf Rügen“ vom Januar 2016 ziehen die Autorinnen Kerstin Kassner und Karin Breitenfeld Bilanz über das Baugeschehen, das zunehmend zu einem wild wuchernden Bauboom ausufert. Sie empfehlen u. a. einen Inselrat, um miteinander ins Gespräch zu kommen, Konflikte zu lösen und Perspektiven aufzuzeichnen.

 

Vor Rügens Küsten zeigen sich gelegentlich Schweinswale. Das ist die einzige Walart, die in der Ostsee heimisch ist. Rico Nestmann hat diesem „Phänomen“ nachgeforscht. Er beschreibt die Tierart, ihre Verbreitung, die neue Technik der Klick-Ortung und neue Forschungsmethoden.

 

Rügens Forstgeschichte ist interessant und vielseitig. In einer Serie beschreibt sie Axel Siefke. Im Rügen-Jahrbuch 2017 geht es um die Wälder der Schmalen Heide, einer Nehrung, die die Steilküste der Halbinsel Jasmund mit dem Rügener Kernland, dem sogenannten Muttland, verbindet. Hier entwickelte sich die Dünenheide zum fürstlichen Jagdrevier. Während des Dritten Reiches wurde hier mit dem gigantischen Musterbau eines KdF-Seebades-Prora begonnen. Und die Feuersteinfelder im Norden sind ein einmaliges Naturphänomen.

 

Zwei Beiträge widmen sich Bildenden Künstlern, die auf Rügen wirkten bzw. noch wirken. Das Lebensbild des Rügener Kunsterziehers, Malers und Grafikers Joachim Daerr (1909-1986) hat Gert Liebling verfasst. Er war nicht nur ein außerordentlich beliebter Lehrer, sondern auch ein Künstler von nationalem Rang. Der Maler Günter Jagnow lebt und arbeitet in Göhren. Dort hat ihn Frieder Jelen aufgespürt. Jagnows Bilder unterscheiden sich von der „Schönmalerei“, in der Rügens Landschaften oft dargestellt werden. Dieser Maler ist ein politischer Künstler. Er setzt sich beispielsweise mit Umwelt- und Landschaftszerstörung genauso auseinander wie mit gesichtslosen Konsumstädten.

 

Die Insel Vilm im Rügenschen Bodden ist bekannt als Naturreservat und als Malerinsel. Ihr malerischer Buchenwald hat aber auch entfernt zu tun mit dem italienischen Städtchen Olevana Romano, in der Nähe von Rom, und den immergrünen Steineichen in seiner Umgebung. Das hat Hans- D. Knapp herausgefunden. Und zwar geht diese Beziehung zurück auf Maler, die sowohl auf Vilm und Rügen als auch in Olevanas Umgebung gewirkt und Spuren hinterlassen haben. .Dieser italienische Flecken wurde im 19. Jh. regelrecht zu einem Wallfahrtsort, insbesondere der Steineichenwald von Serpentara. Künstler retteten ihn schließlich vor der der Abholzung.

 

Die erste Gesamtdarstellung des Schriftstellers Max Dreyer (1862-1946) schuf Martin A. Völker. Dreyer lebte auf dem Göhrener Höft in seinem markanten Drachenhaus. Er schuf erfolgreiche Dramen. Komödien und Romane. Er gehörte zu den erfolgreichen, gern gesehenen und gelesenen Autoren seiner Zeit.

 

Die Insel Rügen ist reich an mittelalterlichen Backsteinkirchen. Auch die Orgellandschaft ist reizvoll und vielfältig. Ein besonders schönes Exemplar beherbergt die Kirche von Gingst. Gottfried Biermann beschreibt die Orgel und deren Erbauer Christian Erdmann Kindt detailliert.

 

Der Sassnitzer Ehrenbürger Wolfgang Rudolph (1923-2014) hat nicht nur in großem Maßstab wissenschaftliche Feldforschung über die maritime Kultur der Insel Rügen betrieben, ihm verdanken wir auch das Standardwerk zu diesem Thema „Die Insel der Schiffer“(2. Aufl. 2000) und den Klassiker „Die Insel Rügen“ (3. Aufl. 2015). Holger Teschke hat ihn zu seinem Leben befragt

 

Die Chronik Rügener Ereignisse ist Bestandteil jedes Jahrgangs und damit eine wichtige Quelle für Historiker.

 

Dr. Christine Petrick



2 Kommentare