Großmäulige Fremdlinge im heimischen Meer – Schwarzmaulgrundeln erobern die Ostsee



Die Boddengewässer der Ostsee sind in vielerlei Hinsicht ein besonderer Lebensraum.

Die ehemaligen Buchten der Ostsee sind sehr flach und nur noch an wenigen Stellen mit dem offenen Meer verbunden. Man spricht deshalb auch von Lagunen der Ostsee. Ähnlich wie die Lagunen eines tropischen Inselparadieses sind die Boddengewässer artenreiche Lebensräume. Vielfältige Strukturen wie Steine, Holz, Salzgraswiesen und ausgedehnte Schilfgürtel verbunden mit einem hohen Nährstoffgehalt sorgen für fischreiche Gewässer.

Aufgrund des geringen Salzgehalts des Wassers gehen hier Raubfische wie Hecht, Zander und Barsch, die sonst in Seen und Flüssen leben, auf die Jagd.

Seit ein paar Jahren ist die Artenvielfalt unter anderem durch einen Neuankömmling unter den Raubfischen bedroht.

Die Schwarzmaulgrundel hat es als blinder Passagier im Ballastwasser von Frachtschiffen aus ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet im Schwarzen und Kaspischen Meer bis zu uns geschafft.

Aber auch die weit verzweigten europäischen Kanalsysteme wie z.B. zwischen Wolga und Ostsee nutzen die Tiere als Wanderwege. Der deutsche Name Schwarzmaulgrundel leitet sich aus dem wissenschaftlichen Artnamen „melanostomus“ ab, der „schwarzer Mund“ bedeutet. Die Männchen der bis zu 18 Zentimeter großen Fische weisen zudem in der Paarungszeit eine fast schwarze Färbung auf.

Schwarzmaulgrundeln vermehren sich schnell und unkompliziert. Sie ernähren sich größtenteils von wirbellosen Tieren im Wasser, wie z.B. Mückenlarven. Aber auch Fischlaich, Jungfische und sogar Fische, die nur wenig kleiner sind als sie selbst stehen auf ihrem Speiseplan. Die ökologischen Auswirkungen auf die Ostsee sind bisher noch nicht absehbar. Jedoch hat die Lebensweise dieser Fische in anderen Gebieten bereits zu starken Rückgängen bei angestammten Fischarten geführt. Schwarzmaulgrundeln werden deshalb auch als invasive Art bezeichnet.

Eine naturgetreue Vorstellung von den Ausbreitungsfähigkeiten der Tiere bekommen Besucher des OZEANEUMs beim Blick in das Boddenaquarium.

Das 47 500 Liter fassende Aquarium zeigt die typische Lebenswelt der Boddengewässer. Im Freiwasser erblickt man einen Schwarm Ukeleien und stattliche Brassen. Eher versteckt im Schutz des Schilfes lauert eine über ein Meter große Hechtdame auf Nahrung. Die tieferen Wasserschichten des Aquariums werden von Flundern und Zandern bewohnt. Doch hier wird es langsam eng, denn seit einiger Zeit tummeln sich auch unzählige Schwarzmaulgrundeln auf dem Grund des Aquariums.

Vor einigen Jahren setzten die Aquarienmitarbeiter lediglich vier Tiere in das Aquarium, die sich in kürzester Zeit stark vermehrten. Die strukturreiche und teilweise hohle Dekoration des Aquariums bietet den Tieren vielfältige Verstecke, so dass die Art nicht ohne komplette Leerung des Beckens entnommen werden kann. Auch die anwesenden Raubfische zeigen keinerlei Appetit auf Schwarzmaulgrundeln. Der Bestand kontrolliert sich jedoch momentan durch das Platzangebot und die Konkurrenz der eigenen Artgenossen selber. Nachdenklich macht die Situation besonders dann, wenn man die Anzahl der Grundeln auf die weitläufigen Boddengewässer der Ostsee hochrechnet.

Die Schwarzmaulgrundeln und über 140 weitere Tierarten können Besucher im OZEANEUM in 50 liebevoll gestalteten, teils riesigen Aquarien. Jetzt Rundgang starten

 


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