Fossil des Jahres 2016: Leptolepides sprattiformis


Manfred Kutscher lebt seit 1966 auf Rügen. Sein erster Betrieb nach dem Chemiestudium war der VEB Kreidewerke Rügen, bevor er 22 Jahre als Forschungsingenieur im Fischkombinat Sassnitz und mit der Wende 18 Jahre für den Jasmunder Nationalpark tätig war. Er... mehr

Kreidemuseum Rügen zeigt neben seiner neuen Sonderausstellung das Fossil des Jahres 2016.

Mit der „Jurameer-Sprotte“ Leptolepides sprattiformis (Blainville, 1818) hat die Paläontologische Gesellschaft ein bis 7 cm langes Fischchen aus dem Jura Süddeutschlands zum Fossil des Jahres 2016 erklärt, das nicht wie die bisher Ernannten groß, spektakulär oder selten und nur in einem Institut oder Museum gezeigt werden kann. Dieser kleine, in großen Schwärmen zu Zeiten des Oberen Jura vor ca. 150 Mill. Jahren in flachen Meeresbereichen der Schwäbischen und südlichen Frankenalb vorkommende, auch als „sprottenähnlicher Zartschupper“ bezeichnete Fisch ist ein früher Vertreter der Echten Knochenfische. Bei ihm sind Wirbel und Gräten bereits verknöchert und die kleinen Rundschuppen weisen keine Schmelzschicht mehr auf.

Neben Einzelfunden dieses Fisches wurden lokal auch Schichtflächen ausgegraben, auf denen ganze Schwärme erhalten sind. Dazu gehört auch die hier gezeigte Platte mit ca. 20 Fischskeletten. Das Bürgermeister- Müller- Museum in Solnhofen präsentiert eine über 2 m2 große Platte (aus einer ehemals noch größeren Schichtfläche) mit etwa 1400 Fischchen.

Die bei allen Exemplaren sichtbare Rückenkrümmung des Körpers ist auf eine Schrumpfung der Muskulatur infolge Wasserentzugs zurück zu führen. Möglicherweise ist der Schwarm in flaches Wasser einer Lagune geraten, welches bei Ebbe weitgehend ablief. Sauerstoffschwund hat zum Absterben des Schwarmes und die Jurasonne zur Austrocknung der Leichen geführt, bis die Flut sie mit einer Lage feinstkörnigem Kalkschlamm überdeckte und so vor weiterem Zerfall bewahrte.

Der ebenfalls gezeigte, etwas größere Fisch (Tharsis dubius) ist ein naher Verwandter und gehört zu den Heringsartigen.

www.kreidemuseum.de


Kommentare sind geschlossen.