An Rügens Nordkap ist eine neue Arkona-Bahn übergeben worden, eine Bahn mit Pfiff: Es ist die mit einer Gesamtlänge von mehr als 33 Metern weltweit längste Wegebahn, hergestellt in der Sightseeing-Trains-Manufaktur auf Deutschlands größter Insel. Die drei Waggons fassen insgesamt 165 Passagiere und werden gezogen von einer „Straßen-Lok“ mit der Kraft von 240 Pferden, die mit Diesel und Gas zufrieden sind.
Die blau-weiß lackierte „Greif I“ ist ein Hingucker und echter Mitnehmer. „Wir befördern mit unseren Bahnen weit mehr als 200 000 Gäste pro Jahr“, sagte Geschäftsführerin Doreen Lamprecht von der Kap-Arkonabahn GmbH & Co.KG. Mit der neuen Bahn können die Wartezeiten in der Hauptsaison verkürzt werden, vor allem, wenn die großen Reisebusse ankommen, die wie alle anderen Fahrzeuge auch, nicht in die verkehrsberuhigte Zone am Kap hinein dürfen.
Der Binzer Roger Pieniak ist Chef der Firma Jadgschloss-Express und kooperiert seit 1993 mit der Arkonabahn der Familie Rödel im Norden der Insel. Der Jagdschloss-Express ist mit seinen Wegebahnen in Binz, Sellin, Baabe und Göhren unterwegs, um Urlauber mit Kurkarten kostenfrei von A nach B zu bringen. In einer Werkstatthalle hat Roger Pieniak 2011 mit seinen Mitarbeitern die erste eigene Wegebahn zusammengeschraubt und am 12. 12. 2012 entschieden, in Prora eine Manufaktur für diese Spezialfahrzeuge aufzubauen. Gesagt, getan. Und Andreas Witiska projektiert die Bahnen am Computer.
Unterstützt wird das Vorhaben vom Wirtschaftsministerium des Landes mit 345 000 Euro. Auch darum war Minister Harry Glawe extra zur Übergabe der „Greif I“ nach Arkona gekommen. Er lobte den Unternehmergeist und dieses innovative Projekt, das Mecklenburg-Vorpommern und dem Tourismus gut zu Gesicht steht.
Dass die auf Rügen gefertigten Sightseeing-Trains erfolgversprechend sind, hat auch der Auftritt der Insulaner bei der Euro Attractions Show 2015 im Oktober in Göteborg (Schweden) gezeigt. Auf dieser größten Fachmesse der Freizeitbranche in Europa konnten die Insulaner Gespräche mit Interessenten und potenziellen Auftraggebern aus aller Welt führen.
Schon jetzt ist die Produktion von ursprünglich fünf geplanten auf zehn Bahnen pro Jahr verdoppelt worden, so Pieniak, der ein weiteres Ass im Ärmel hat: In Prora wird zurzeit an der ersten Elektro-Lok mit Hochvolt-Technik gearbeitet. Sie soll in Zukunft tagsüber zwischen dem Ostseebad Binz und dem Jagdschloss Granitz und abends als Shuttle zwischen Störtebeker-Großparkplatz an der B 96 und dem Festspielort Ralswiek pendeln. Und das alles mit nur einer Akkuladung, ganz leise und komplett abgasfrei.
Die Inselexperten wünschen der „Greif I“ und ihren Rügener Wegebahn-Schwestern allzeit gute Fahrt!
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