Dr. Christiane Wolff | Biologin, Jahrgang 1964
Über Umwege zum Studium
Christiane Wolff liebt diesen Platz an der Westküste von Hiddensee am Ortsrand von Kloster. Vom Hochufer schweift ihr Blick über die Ostsee. Ganzjährig gibt es hier Sonnenuntergänge über dem Meer. Und jeder ist anders. Bei klarer Sicht sind am Horizont weiter nördlich die leuchtenden Kreidefelsen der dänischen Insel Møn zu sehen. Das war schon zu ihrer Kindheit so. Inzwischen gehören Windräder mit zum Ostsee-Panorama.
Heute zieht Seenebel über die leichten Wellen. Er verschleiert den Übergang zwischen Wasser und Himmel, lässt Boote wie durch ein Wolkenmeer fahren. „Hier war mein Vater früher gern mit Gästen und hat sie staunen lassen, bevor er ihnen sagte, dass er es sich so im Himmel vorstellt“, erinnert sich Christiane Wolff.
Aus einer Akademikerfamilie stammend, bekam sie zunächst keine Zulassung zum Abitur. Erst nach einer Berufsausbildung zum Agrotechniker mit Abitur wurde das Biologiestudium möglich. Ein solcher Umweg war im Arbeiter- und Bauernstaat für sie und andere Akademikerkinder nicht ungewöhnlich, denn so konnte der Makel „Intelligenzkind“ abgelegt werden.
Auf Hiddensee war es auch zu DDR-Zeiten üblich, dass Schriftsteller zu Lesungen einluden. Im Sommer 1989 las Markus Wolf (1923-2006) im Gerhart-Hauptmann-Haus aus seinem Buch „Die Troika“. Markus Wolf war bis 1986 Chef des Auslandsnachrichtendienstes im Ministerium für Staatssicherheit der DDR. In seinem Buch brach er unter anderem mit Tabus des SED-Regimes. Er forderte mehr Offenheit und Zivilcourage und kritisierte stalinistische Verbrechen.
[soundcloud url=“https://api.soundcloud.com/tracks/225348189″ params=“color=ff5500&auto_play=false&hide_related=false&show_comments=true&show_user=true&show_reposts=false“ width=“100%“ height=“166″ iframe=“true“ /]
Christiane Wolff wohnt im Biologenweg – wie einige andere Naturwissenschaftler dieses Fachgebiets auch. Und sie hat eine einfache Erklärung dafür. Bis in die 70er Jahre hinein gab es auf Hiddensee keine Straßennamen – man sagte, das sei „Beim Hafen“, „Bei der Kirche“, „Bei den Biologen“. So wurde dann später aus dem wilden Wege-Gewirr nordwestlich von Kloster offiziell der Biologenweg.
In der Umbruchzeit kam Christiane Wolff zurück auf ihre Insel. Heute engagiert sie sich unter anderem im Kunstverein Hiddensee und in den Fördervereinen für die Hiddenseer Dünenheide und das Heimatmuseum.
[soundcloud url=“https://api.soundcloud.com/tracks/225348351″ params=“color=ff5500&auto_play=false&hide_related=false&show_comments=true&show_user=true&show_reposts=false“ width=“100%“ height=“166″ iframe=“true“ /]
Foto/ Video: pocha.de
www.kunstverein-hiddensee.de
Insel Rügen. #25JAHRE
Nach dem Mauerfall in die Reisefreiheit. Deutschland feiert im Jahr 2015 „Silberhochzeit“: 25 Jahre Deutsche Einheit. Die Insel Rügen erinnert mit der Kampagne „#25JAHRE“ an jene Zeit vor und nach dem Mauerfall. Wie haben die Menschen auf Rügen, Ummanz und Hiddensee die gesellschaftliche Wende erlebt? Wie war ihr Leben in der DDR – an der unsichtbaren Mauer, die Ostsee hieß? Und wie ging es im neuen, vereinten Deutschland für sie weiter? Rügen hat sie: Menschen mit ihren spannenden Geschichten, authentisch, ehrlich, emotional, überraschend. Jede Woche des neuen Jahres steht für 52 dieser Gesichter, die immer freitags in Kurzfilmen auf Youtube (youtube.com/wirsindinsel), Vimeo und im Blog www.wirsindinsel.de gezeigt werden: Plattdänzer und Plattschnacker, „Ureinwohner“ und Neurüganer, Sänger, Künstler, Mitgestalter, eine Meisterin, der Wetterfrosch, der Nachbar und die Nachbarin. Spannende Geschichten, die zeigen, wie tief so manche Wurzel in die Rügener Geschichte hinein reicht, was Glück und was Heimat bedeuten und wie sich Zeiten und Menschen ändern, ob Wünsche und Träume wahr wurden oder Hoffnungen sich vielleicht doch nicht erfüllt haben. #25JAHRE ist ein Projekt voller Emotionen, ein Stück bewahrter Zeitgeschichte, ein Teil von Rügen.
Kommentare sind geschlossen.