Das Wahrzeichen Rügens für mondänes Badeleben lädt zu entspanntem Flanieren


Susanne Burmester lebt seit 1990 auf Rügen. Sie schreibt über Kunst und Künstler, für spannende touristische Imageprodukte und gerne über kulturelle Höhepunkte des Insellebens. Als Galeristin für zeitgenössische Kunst ist sie viel unterwegs. Das schärft den Blick für das Glück... mehr

Die 1906 erbaute Seebrücke von Sellin ist das Symbol für das mondäne Badeleben auf Rügen, das vor hundert Jahren begann und bis heute den inspirierenden Gegenpart zum Naturerlebnis auf der Insel bildet. Am 2. August wurde die erste Seebrücke als Landungsbrücke eingeweiht.

Schon um 1920 brennt der gesamte Brückenkopf mit dem Restaurant ab,
aber die große Tragödie erlebt das Ostseebad 1924, als die Landungsbrücke durch Packeis innerhalb von einer Stunde total zerstört wird. Schon am 15. August wird die neue Brücke feierlich übergeben und fährt bis 1929 ordentliche Gewinne ein. Zur Zeit der „goldenen Zwanziger“ wurde der Aufenthalt an der See populär aufgrund seiner naturnahen Freizügigkeit und der gesunden Luft, die so anders war, als die der industriellen geprägten hektischen Großstädte. Es wurde ein Musikpavillon und eine Konditorei angebaut und die Seebrücke wird zum kulturellen Mittelpunkt des Badelebens. Erst der Eiswinter von 1941/42 bringt für die Brücke das Ende. Der Eingangsbereich mit dem Brückenhaus bleibt jedoch erhalten und wandelt sich zu einer populären Tanzgaststätte, in der bei Twist und Mambo schon einmal bis drei Uhr morgens gefeiert wird.

1974 wird die Brücke baupolizeilich gesperrt und 1978 abgerissen. Schon zu DDR-Zeiten setzt der Selliner Brückenfotograf Hans Knospe (1899 – 1999) sich für den Wiederaufbau der Seebrücke ein. Nach der Wende steht auch der Gemeinderat dafür ein und am 27. August 1992 wird der Grundstein gelegt.

Heute ist die Seebrücke das schönste Wahrzeichen des Badeortes
und wird von zahlreichen Paaren aus ganz Deutschland zum Heiraten erwählt. Ob im lichtdurchfluteten Palmengarten oder dem Kaiserpavillon im wilhelminischen Stil, die gastronomischen Einrichtungen auf der Seebrücke bieten ein Ambiente voller Erlebnisse mit Blick auf das Meer und den Strand. Wen das Fernweh packt, der kann wie damals, einfach ablegen mit einem der Ausflugsschiffe. In der Saison fahren sie täglich in die Ostseebäder Binz und Göhren oder zu den berühmten Kreidefelsen.

Die längste Seebrücke Rügens lädt ein zum Flanieren, bei leisem Seewind und mit Blick in die Ferne fühlen Sie es, Sellin ist einfach dichter am Horizont.


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