Verwandlungen: Wald – Schilf – Menschenufer


Holger Vonberg ist gebürtiger und bekennender Rüganer. Sein Berufswunsch als Zweijähriger: „Urlauber Baabe“. Das hat nicht ganz geklappt. Ab 1991 war er als Journalist u. a. für den NDR, die OZ und den „Urlaubs-Lotsen“ auf der Insel unterwegs. Bis März... mehr

Er ist Maler und Schriftsteller, Matthias Wegehaupt, Jahrgang 1938. In der Orangerie zu Putbus, in der Galerie des Landkreises Vorpommern-Rügen, werden seine Werke bis zum 25. Oktober 2014 gezeigt. Titel der Ausstellung „Verwandlungen: Wald – Schilf – Menschenufer“.

Und dieser Titel ist Programm für die Ausstellung, für die der Rügener Künstler Walter G. Goes als Kurator verantwortlich zeichnet und eine sehr gute Wahl getroffen hat.

„Es muss ein Klang entstehen“, sagt Matthias Wegehaupt, „auch in den Bildern.“ Und es ist ein Wohlklang geworden, der jetzt die lichtdurchfluteten Räume der Orangerie beherrscht.

Wegehaupt zeigt Bilder vom Strand, vom Himmel und Meer. Hier eine ruhige Komposition mit waagerechten Linien, durchbrochen von einer winzigen Senkrechten. Entfernt erinnert dieses Werk an das Gemälde „Mönch am Meer“ von Caspar David Friedrich. „Wer den weiten Strand kennt, weiß, dass ein Mensch den Strand verändert, sobald er diese Szenerie betritt.“

Wie oft ist Matthias Wegehaupt mit seinem Skizzenblock auf Usedom durch den Wald zum Strand gegangen, bis er sich zu der beeindruckenden Waldserie entschloss, die in der Orangerie zu sehen ist. „Man nähert sich einem Thema und versucht es, auf vielfältige Art auszuschöpfen, rastlos, bis man neue Sichten entdeckt.“

Seine Bilder tragen abstrakte Züge, verraten dennoch mehr, entfalten eine große Kraft, die auf den Betrachter übergeht – wie der „Stehpadddler“, den Wegehaupt beim Sonnenuntergang auf dem Achterwasser entdeckt hat.

 

Ein Bild wie aus einer fremden Welt
in Türkis, Grün und Rot, ein Aufbruch, wieder eine Veränderung. Auch dem Thema „Flucht“ widmet sich der Künstler – ein dynamisches Bild, auf dem aus einer geordneten Struktur eine chaotische Masse wird. Und dann sind da auch die drei Bilder mit Tauchenden auf verschiedenen Ebenen. Dass diese Bilder nicht auf einer Höhe hängen, ist gewollt. Und zeigt Wirkung.

„Tauchen ist wie Schweben“, sagt Matthias Wegehaupt. Schon als Kind tauchte er ein in die Welt der Malerei. Sein Vater, Herbert Wegehaupt, war Künstler, seine Mutter – die Schwester des Malers Otto Manigk. Beim großen Maler Otto Niemeyer Holstein, der in „Lüttenort“ bei Koserow sein Domizil hatte und das seit dessen Tod ein Museum ist, ging er als Junge ein und aus. „Es war, als käme man in ein Königreich, in dem es von morgens bis abends nur um die Kunst ging.“ Niemeyer Holstein habe Matthias Wegehaupt und seinem Freund Oscar Manigk, der später auch Maler werden sollte, damals sogar den Zweimaster „Lütter“ für Segeltörns anvertraut. „Einmal haben wir uns im Achterwasser festgefahren. Frühmorgens kam Otto Niemeyer Holstein dann angerudert, hat uns geholfen.“

 

Matthias Wegehaupt ist nicht nur Maler.
Er ist auch Schriftsteller. 2005 erschien sein Roman „Die Insel“, ein Buch mit autobiografischen Zügen über das Leben auf einer fiktiven Ostseeinsel zwischen 1961, dem Mauerbau, und 1989, dem Zusammenbruch der DDR. Darin geht es um einen Maler, der nach dem Studium auf die Insel zurückkehrt, um dort ungestört arbeiten zu können. Den Inselbewohnern aber bleibt er ein Fremder, der sich entschieden hat, zu bleiben.

Einer, der geht, ist in seinem zweiten Roman „Schwarzes Schilf“ zu finden, in einem Roman, der die großen Fragen der modernen Existenz voll innerem Ernst und mit ruheloser Sehnsucht umkreist“, wie es im Klappentext heißt. Der Protagonist in dem Buch hatte einiges begriffen: „Man schimpft nicht auf den Wind, der ist, wie er ist, man lernt es, ihn zu nutzen und den Böen zu begegnen.“

 

Neugierig geworden?

Matthias Wegehaupt liest am Sonnabend, dem 27. September, ab 16 Uhr in der Orangerie aus seinen beiden Romanen. Dann wird ein neuer Klang im Raum schweben – zwischen seinen Bildern, die vom Wald, vom Schilf, der Flucht und dem Menschenufer erzählen.

 

Öffnungszeiten der Orangerie: Di – So 11 bis 17 Uhr

 

www.kulturstiftung-ruegen.de

www.matthias-wegehaupt.de

 

Die Inselexperten danken dem Künstler für die freundliche Genehmigung, Bilder seiner Ausstellung auf dieser Seite veröffentlichen zu dürfen.

Copyright: Matthias Wegehaupt

 



Ein Kommentar

  • Eine höchst sehenswerte Ausstellung, der das Lesen von „die Insel“ folgen sollte. Schon lange nicht mehr ein so gutes Buch in der Hand gehabt. Nach gut 1000 Seiten ist leider schon Schluss!