Außergewöhnliche Athleten beim Strandräuber IRONMAN 70.3 Rügen


Berichte von Einheimischen.

Thomas Suslik (35, 2-facher Vater) und Volker Marks (46, Ex-Schwimm-Nationalmannschaftsmitglied in der DDR) sind von Geburt an gehörlos oder hochgradig schwerhörig und bestreiten auf Rügen ihr erstes IRONMAN 70.3-Rennen. Volker ist Mitbegründer des privaten Triathlon-Clubs Deaf Triathlon Münsterland.

Hallo Volker, hallo Thomas, herzlich willkommen beim Strandräuber IRONMAN 70.3 Rügen. Wie seid ihr zum Triathlon gekommen?

Volker Marks: Durch Zufall. Ein Bekannter hat mich zum Triathlon in Münster mitgenommen. Ich werde nie die tolle Stimmung dort vergessen. Ein Jahr später bin ich dort bei meinem ersten Triathlon gestartet, den ich aber wegen einer Reifenpanne leider nicht finishen konnte.

Thomas Suslik: Ich wurde auf Triathlon durch ein Interview mit Lothar Leder aufmerksam. Ich war früher auch in einem Verein. Nach einer Pause bin ich vor 7 Jahren bei einem Cross-Triathlon gestartet und bekam wieder Lust darauf.

Für viele unvorstellbar: wie meistert ihr als Gehörlose speziell das Radtraining im Straßenverkehr?

Thomas Suslik: Viele können sich nicht vorstellen, dass wir im Verkehr mit dem Auto oder Rad fahren können. Wir hören zwar nicht, nehmen die Umgebung aber sehr stark visuell wahr. Wir brauchen kein spezielles Equipment. Statistisch gibt es mehr Unfälle bei Hörenden als bei Hörgeschädigten, da sie oft von Musik oder anderen Störungen abgelenkt werden.

Volker Marks: Man muss dennoch sehr aufpassen. Wir suchen immer Strecken mit breitem Radweg und versuchen, mit zwei Leuten zu trainieren.

Volker, du hast einen privaten Triathlon Club gegründet. Wie kam es dazu?

Volker Marks: Bevor ich zum Triathlon kam, gab es wenige gehörlose Triathleten. Es gibt auch keine offizielle Triathlon-Abteilung für Hörgeschädigte in Deutschland. Die meisten sind in hörenden Vereinen. Da wir Triathlon gemeinsam teilen wollen, habe ich den privaten Club „Deaf Triathlon Münsterland“ gegründet. Wir suchen gemeinsam Wettkämpfe aus, trainieren und festigen den Zusammenhalt. Derzeit sind wir 8 Leute. Mit unserer Facebook-Seite wollen wir andere Gehörlose und Hörende darauf aufmerksam machen und ermutigen, mitzumachen.

Wie trainiert ihr?

Thomas Suslik: Meist bei verschiedenen hörenden Vereinen. Nach Absprache radeln oder schwimmen wir aber gemeinsam.

Volker Marks: Die hörenden Sportkameraden sind sehr hilfsbereit und man hat nie das Gefühl, einsam zu sein. Natürlich macht aber das gemeinsame Training mit Gehörlosen mehr Spaß. Da wir aber alle weit voneinander entfernt wohnen, geht das nur am Wochenende.

Viele motivieren sich durch Musik oder im Rennen durch Zurufe der Zuschauer. Wie motiviert ihr euch?

Thomas Suslik: Mental und durch visuelle Eindrücke der Zuschauer. Wenn wir sehen, wie sie uns anfeuern, spornt uns das sehr an.

Volker Marks: Mit einem speziellen Verstärker kann ich im Training Musik hören. Gehörlose, die das nicht können, laufen gerne in Gesellschaft und kommunizieren mit Gebärdensprache. Im Rennen motivieren wir uns gegenseitig und wollen immer besser als der andere sein. Aber jeder, der ins Ziel kommt, hat gewonnen. Spaß steht an erster Stelle. Triathlon-Rennen sind etwas ganz Besonderes, da Sportler und Zuschauer eng beisammen sind und es keine Berührungsängste gibt.

Was sind eure Ziele?

Thomas Suslik: Wir wollen eine Langdistanz machen. Zudem wünsche ich mir, dass eine Triathlon-Sparte beim deutschen Gehörlosen Sportverband entsteht, um den Nachwuchs zu fördern. So können vielleicht Athleten bei den Deaflympics in 3 Jahren einen Triathlon bestreiten.

Volker Marks: Ich möchte, dass viele Gehörlose auf uns aufmerksam werden und mitmachen. Mein Traum ist es, eine Deutsche Meisterschaft für Gehörlose zu organisieren. Ich freue mich auf meinen ersten IRONMAN 70.3 und bin froh, dass Thomas dabei ist.

Vielen Dank! Alles Gute für euer Rennen!

 

Interview: Victoria Hillenbrand


Kommentare sind geschlossen.