„Seeluft macht die Seele frei“ – KulturStiftung Rügen zeigt Werke von Inge und Jo Jastram


Holger Vonberg ist gebürtiger und bekennender Rüganer. Sein Berufswunsch als Zweijähriger: „Urlauber Baabe“. Das hat nicht ganz geklappt. Ab 1991 war er als Journalist u. a. für den NDR, die OZ und den „Urlaubs-Lotsen“ auf der Insel unterwegs. Bis März... mehr

Eine neue und bemerkenswerte Ausstellung ist noch bis zum 7. September in der Orangerie zu Putbus zu sehen, in der Galerie des Landkreises Vorpommern-Rügen: Grafik / Plastik / Skulptur von Inge und Jo, dem Künstlerpaar Jastram.

Die Einladungskarte und das Plakat zeigen ein Schwarzweißfoto der beiden Protagonisten in einer Atelierszene. Jo Jastram, der Bildhauer, schaut seiner Frau Inge, der Grafikerin, über die Schulter. Ihr Körper ist leicht nach vorn gebeugt, der Blick konzentriert auf Papier und Zeichenstift gerichtet. Er in gerader Haltung, der Kopf in gespannter Pose, ein wenig schräg nach vorn gerichtet, der Blick erwartungsvoll. Eine gewisse Spannung liegt in der Luft. Es scheint in der künstlerischen Beziehung zwischen den beiden zu knistern. Ein Künstlerpaar. Doch nicht Jo prüft seine Frau kritisch. Es handelt sich bei dieser Zeichenübung um Inges Sicht auf eine Plastik von Jo, so, wie sie es gemacht hätte, ein Verbesserungsvorschlag sozusagen.

Der gemeinsame Weg in Liebe und Kunst begann für Inge und Jo Jastram Mitte der 50er Jahre, als sie an der Hochschule für bildende und angewandte Kunst in Berlin-Weißensee bei Prof. Werner Klemke, Paul Kuhfuss und Ursula Wendorff-Weidt studierte und er sein Studium als Bildhauer mit Diplom bei Heinrich Drake abschloss. Die gebürtige Thüringerin und diplomierte Buchgrafikerin folgte Jo 1957 in seine Vaterstadt Rostock. Jahre später zogen sie auf einen Hof in Kneese bei Marlow. Seeluft macht die Seele frei. . .

Ein Künstlerpaar, das sich gefunden hat, wie der Kunstwissenschaftler Klaus Tiedemann in seiner Laudatio zur Ausstellungseröffnung vor rund 150 Besuchern sagte. Der Begriff des Künstlerpaares sei eine Erfindung des 20. Jahrhunderts, so Tiedemann, und habe zu tun mit der Emanzipation der Frau in der Gesellschaft und dem Versuch des Künstlers und der Künstlerin, Kunst und Liebe zu vereinen. So etwas hatte es bis zum Ausgang des 19. Jahrhunderts nicht gegeben. Und es sei ein widersprüchlicher, spannungsvoller und nicht immer erfolgreicher Prozess. „Ausnahmen – wie in diesem Fall – bestätigen die Regel“, sagte Klaus Tiedemann und verwies auf die 30 Skulpturen von Jo Jastram (1928-2011) und die 70 Radierungen und Zeichnungen von Inge Jastram (Jahrgang 1934), die in der Orangerie gezeigt werden, allesamt meisterhafte und ästhetische Werke voller Emotionen. Sie erzählt mit zarter Feder und feinem Strich, er kraftvoll und dreidimensional, aber auch filigran.

Zwei gegensätzliche Bildgattungen, Fläche und Raum, Linie und Volumen,
„als wollten Triangel und Pauke ein Duett miteinander eingehen“, so Tiedemann. Es geht um Geschichten von Menschen, um Lebenswege und Lebensweisen. „Die Welt von Kneese. Und von Kneese in die Welt“, wie der Laudator sagte. So wie Inge Jastram sind auch ihre Motive und ihre Sujets, „eine Art künstlerischer Feminismus“. In ihrer Kunst sei statt Altwerk und Spätstil eine erfrischende, erregte Neugier zu finden. Und die überträgt sich auf die Besucher. Ganz sicher!

Öffnungszeiten: (bis zum 07.09.2014) Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr

 

Weitere Informationen:

www.kulturstiftung-ruegen.de

www.inge-jastram.de

www.jo-jastram.de

 

 



Ein Kommentar

  • Sowohl der Beitrag vom Maler Hanns Studer aus Neuendorf als auch jener über die Jastram-Ausstellung in der Putbuser Orangerie sind mit viel Einfühlungsvermögen und Sachkenntnis geschrieben. Danke dafür – weiter so (und mehr davon)!