»enjoy!« the Feeling – vom Segelfieber gepackt


RÜGENPUR - das Magazin der Insel für Tourismus und Kultur

Ein Segel-Special zu machen, so haben wir gedacht, geht nicht ohne selbst die Brise zu spüren, ohne vom Spritzwasser nass zu werden, ohne selbst Steuer oder Pinne zu halten. Was aber, wenn sich, wie bei der Autorin dieses Artikels, der Segelbezug darauf beschränkt se(e)hnsuchtsvoll auf der Mole zu stehen, den Blick aufs Wasser gerichtet, jeden Mittwoch das halb ernste, halb spaßige Treiben auf dem Dreieckskurs der Stralsunder Mittwochsregatta zu verfolgen und durch das geöffnete Fenster der hafennahen Wohnung bei Tag und Nacht dem Knarren der Wanten als Hintergrundmusik zu lauschen. Beim aktiven Mitsegeln auf den Booten der hiesigen „Segelverrückten“ sollte bei Wettfahrten jeder Handgriff sitzen. Kein Ort für Laien? Ostsee- und Boddengewässer lassen viele Fischköppe und Binnenbewohner einfach nicht wieder los, auch die Autorin nicht. Da kommt das Rügen Pur-Segel-Special gerade recht. Schnell ist der Plan geschmiedet. Das Rügen Pur-Team muss selbst an Bord gehen und hinaussegeln, um für Sie die richtige Stimmung einzufangen und das erstaunliche und einzigartige Segelrevier rund um Rügen hautnah zu erfahren.

Das geeignete „Opfer“ fanden wir Anfang April im Stralsunder Hafen, zu einer Zeit, als im Saisonvorbereitungsfieber noch Decks geschrubbt, Rümpfe geschliffen und Planken mit frischer Farbe gestrichen wurden, also die meisten Boote noch gar nicht zu Wasser gelassen waren. Stift, Notizblock und Kamera dabei, enterten wir das erste Boot mit bereitstehender Mannschaft. Nun, Glück muss man haben. In einem noch reichlich leeren Hafen war das erstbeste Boot nicht irgendein Kahn, sondern eine schnittige Salona 42 ibc, ihres Zeichens nach eine schnelle, fast 13 Meter lange Yacht, die nicht nur für gemütliche Törns, sondern auch für sportliche Herausforderungen taugt.

So trafen an einem der ersten richtig sonnigen Tage dieses Frühjahrs, bei noch recht kühlen Temperaturen, IHR hochmotiviertes Gestalter- und Autorenteam auf Skipper Christian und seinen Vormann René. Beide gerade bei den letzten Handgriffen, um ihr frisch überholtes Boot mit dem verheißungsvollen Namen ›enjoy!‹ für die erste Ausfahrt nach der langen Wintersaison klar zu machen. Perfekt. Diese beiden Seemannen und die Yacht waren genau das, was wir brauchten, um echtes Segelfeeling einzufangen. An Bord und in die richtigen Segelklamotten gehüpft, Leinen los, Kurs Richtung Kubitzer Bodden und Insel Hiddensee und rein ins Abenteuer Segeln. An Bord der ›enjoy!‹ heißt es „mit anpacken“, egal ob Landratte, Hobbysegler oder Segelsportprofi.

Mit dem Auto kann inzwischen fast Jede/r selbst fahren. Die Bahn oder eine Fähre zu nehmen bzw. mit dem Flugzeug in den Urlaub zu fliegen ist ebenfalls nichts Besonderes. Aber einmal selbst Hand an das Steuer einer 42 Fuß langen, hochmodernen Segelyacht legen, das Schiff wenden, halsen und was man sonst noch alles lernt bei einem Segeltörn auf Tuchfühlung mit den Elementen, das bleibt definitiv länger in Erinnerung.

Christian Braun und René Kaulicke von SeaTrips in Stralsund, die beiden Seemänner, deren Boot wir aufenterten, sind echte Profis und zu ihrem Job und ihrer Passion gehört es, ihren Bordgästen auf einem Halb- oder Ganztagestörn mindestens das Einmaleins des Segelns mitzugeben oder mit Segelliebhabern, die ihr eigenes Boot gerade nicht dabei haben, erlebnisreiche Touren, zum Beispiel bis nach Vitt rund ums Kap Arkona, zu machen. Los geht es jeden Tag vom Stralsunder Stadthafen, entweder nach Backbord (links entlang) Richtung Hiddensee oder nach Steuerbord (rechts) unter der neuen Rügenbrücke hindurch und dann durch die geöffnete alte Ziegelgrabenbrücke, über die sonst die Züge auf die Insel Rügen fahren.

Auf unserem Törn konnten wir die abendliche Sundbrise in uns aufsaugen, die sinkende Sonne über der Silhouette von Stralsund erleben und den Strelasund auf einem Zickzack-Kurs rauf und runter kreuzen, denn die Fahrrinne ist schmal – der Tiefenmesser sollte nicht aus den Augen gelassen werden – und der Wind liegt selten optimal Richtung Osten an.

Auch Zweitagestörns mit einer Übernachtung sind mit der großzügig ausgestatteten ›enjoy!‹ machbar – den Rügischen Bodden, die Wieken von Puddemin und Glewitz angesteuert oder das Ziel noch weiter setzen, um die Rügensche Küste herum Richtung Lauterbacher Marina oder in die Greifswalder Wieck hinein. Ist die See ruhiger und Mann/Frau wissen was sie nach einigen Stunden harten Segelns getan haben, laden stille Buchten zum Ankern und Baden ein. Ankern, ein Sprung direkt von Bord ins kühle Nass, wenn das Wetter es zu lässt, und ans Ufer schwimmen – Skipper Christian kennt die versteckten Buchten, die man von Land aus nur schwer oder gar nicht erreichen kann. Genuss beinahe unberührter Natur kommt dann zum Segelspaß noch hinzu und abends weiß man bei Wein und Bier einiges mitzureden, vom Segeln und der Seefahrt, es sei denn der Skipper hat unbemerkt das Seemannsgarn aus der Seekiste geholt und Seebären aufgebunden.

Wenn man allerdings das Boot mit seinem blauen, schimmernden Rumpf, den 96 Quadratmetern weiße Segelfläche von Groß- und Vorsegel anschaut und Skipper Christian einmal auf den Zahn fühlt, dann ist klar, die ›enjoy!‹ ist zwar eine echte Segellady, wenn Sie aber mal losgelassen wird, draußen vor Rügen, mit einer Crew, bei der jeder Handgriff sitzt, und einem Wind, der mitspielt, dann holt sie ihre 16 Knoten Fahrt raus. Dann entsteht Segelfeeling noch ganz anderer Art. Dann gleicht die ›enjoy!‹ eher einem Rennpferd, das endlich auf die Bahn gelassen wird. Ist das vielleicht für Christian der wahre Grund, warum es ihn rauszieht, vom sicheren Land auf die unwägbare See?

Wir jedenfalls geben Wort und Druckerschwärze drauf, dass der Törn ein wunderbares Erlebnis war und uns mehr als nur auf Kurs gebracht hat zu unserer Unternehmung „Segel-Special“.

Nun, die Saison hat erst begonnen und ­unabhängig davon, ob wir Ihnen Lust machen konnten, Auto, Fahrrad oder Wanderstock gegen Pinne und Schoten zu tauschen, haben wir Feuer gefangen und hoffen sehr, dass sich an diese erste Ausfahrt der Saison noch weitere anschließen.

www.seatrips.de . Telefon 0 38 31 / 3 56 99 89
Text: A. Geldschläger


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