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„Magie“ sagt Karsten Triebe, während wir im Keller der Mönchguter Brennerei in Alt Reddevitz stehen. Umringt von schweren Holzfässern und einem Duft, der einen fast ein bisschen schwindelig macht, weil er so vielschichtig ist. Es riecht nach Eichenholz und nach Getreide, ein bisschen erdig auch, in jedem Fall: intensiv. Hier unten wird Whisky gelagert. Der Geschäftsführer der Störterbeker Brennerei führt mich an diesem Tag durch die „heiligen Hallen“ der ehemaligen Mönchguter Hofbrennerei.
Whisky braucht Weile
Triebe legt die flache Hand auf einem Fass ab: „Das liegt hier jetzt noch einige Jahre.“ Zeit ist eines der wichtigsten Faktoren, wenn es darum geht, richtig guten Whisky zu machen. Es ist ein Gegenmodell zu allem, das sofort und schnell verfügbar ist – wie wir es gewöhnt sind. Hier in Alt Reddevitz gibt es die Zeit, sie liegt praktisch auf der Straße, die eigentlich nur ein Weg ist. Bei der Anfahrt störe ich mit meinem Auto einen Fischreiher am Wegesrand. Als ich den Parkplatz zur „Strandburg“ erreiche, muss ich mir dann fast die Augen reiben: Ein riesiger Bussard hockt ungerührt auf einem der Zaunpfähle und beobachtet mich scheinbar gelangweilt. Ganz klar: Hier ist die Welt noch in Ordnung.
Genießer sind hier richtig
Vor mir sehe ich das Türmchen der Strandburg durch die Bäume blitzen, hinter mir befindet sich die Hagensche Wiek. Nur wenige Meter trennen mich hier – zu beiden Seiten der Brennerei – vom Wasser. Die schmale Landzunge gehört zu den landschaftlich schönsten Fleckchen, die Rügen zu bieten hat. Auch der Whisky lebt von der Nähe zum Wasser, von der salzhaltigen, kühlen und feuchten Luft, die beim Reifen der Spirituose von essentieller Bedeutung ist. Als verantwortlicher Brenner ist heute Kay Kliesow hier tätig, er ist der UrururEnkel von Johann Kliesow, der die Strandburg 1904 errichtete. Nachdem das Gebäude jahrzehntelang leergestanden hatte, beschloss der Vater von Kay Kliesow, Thomas Kliesow, das Gebäude Anfang der 2000er wiederherzurichten und den Betrieb wiederaufzunehmen. Das Kerngeschäft seitdem: Schnaps. Das klingt allerdings fast ein bisschen zu „nüchtern“, denn im Hofladen gibt es eine große Vielfalt an Obstbränden, Obstgeist und Likören mit so klangvollen Namen wie „Schwatte Johanna“, „Plüschappel“, „Kriedenwitt“ oder „Himbäärn“.
Und doch, das Herz von Geschäftsführer Karsten Triebe schlägt für den Whisky. „Schauen Sie mal, dieser Farbunterschied!“, sagt er und hält zwei Flaschen hoch. In der einen ist der Whisky hell wie samtiger Honig. In der anderen hat die Spirituose die Farbe tieforangenen Bernsteins angenommen. Letztere ist im Sherry-Fass gereift, daher die intensiv leuchtende Nuance. Nur rund 350 Flaschen gibt es davon. Zum Ende der Tour darf ich endlich probieren. Der Whisky im Glas schimmert weich und golden wie das Licht an einem späten Sommernachmittag. In amerikanischer Weißeiche gereift und mit einem Finish im Madeira-Fass kitzelt eine fruchtige, nur zart rauchige Note meinen Gaumen. Magie eben.
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