Während ich über den kleinen Marktplatz laufe, überkommt mich ein wohliges Heimatgefühl. Hier habe ich meine Kindheit verbracht, bin hier groß geworden und lebe heute noch sehr gerne hier. Ich lasse meinen Blick einmal rundherum schweifen und betrachte den mächtigen Turm der St.-Jakobi-Kirche, den ich sogar jeden Morgen von meinem Fenster aus sehen kann. An der Ecke des Marktes steht ein weißes Haus, dessen blaue Fensterrahmen schon immer eine gewisse Gemütlichkeit ausstrahlten. Katzenmotive und die Wörter „Der BuchLaden“ zieren eine hellblaue Leiste, über den mit Büchern dekorierten Fenstern.
Ein Buchladen, der einem Wohnzimmer gleicht
Im Buchladen von Petra Dittrich, der sich vor einiger Zeit noch auf der anderen Seite des kleinen Markplatzes befand, habe ich von meiner Oma mein erstes Buch („Sternentänzer“ von Lisa Capelli) geschenkt bekommen. Meine Leidenschaft wandte sich schon frühzeitig dem Lesen zu und hält bis zum heutigen Tage an. Ich verbringe meine Zeit gern im Laden, nicht nur, weil es dort eine breit gefächerte Auswahl an Literatur gibt, viel mehr, weil Petra Dittrichs Leidenschaft schon beim Betreten des Ladens zu spüren ist. Sie kennt ihre Bücher und noch besser die Menschen dazu. Für mich findet sie immer das passende Buch. Manchmal habe ich den Eindruck, dass sie beim Betreten des Ladens, der einem Wohnzimmer gleicht, schon weiß, welches Buch sie mir heute empfehlen wird.
Im Sommer des letzten Jahres wollte ich etwas Neues ausprobieren. Ich musste nicht viele Worte finden, um meine Idee zu erklären und schon hatte ich „Still“ von Thomas Raab in der Hand. Ein Buch, das aufgrund seines Genres bis dahin nicht von mir beachtet wurde. Am selben Abend noch begann ich zu lesen und konnte nicht mehr aufhören. Ein faszinierendes Buch, das mich von Anfang an gefesselt hat. Ich habe mich sehr gefreut, es in „Meine Inselbuchhandlung“ unter ihren Lieblingsbüchern wiederzufinden.
Meine Inselbuchhandlung – Zwischen Bodden und Brandung
Umso mehr freute ich mich, als ich hörte, dass Petra Dittrich ihr eigenes Buch geschrieben hat. Eine Frau, die ihren Weg geht, ein Laden, in dem ich vermutlich auch übernachten würde, um alle Bücher durchstöbern zu können und der kleine Marktplatz, der meinen Heimatort so sehr prägt: diese Kombination hat mich nicht eine Sekunde daran zweifeln lassen, dass ich das Buch
„Meine Inselbuchhandlung“ unbedingt lesen muss.
Der Alltag schreibt
die interessanten Geschichten des Lebens
Das Buch beginnt mit ihrem emotionalen Umzug auf die andere Seite dess Gingster Marktes. Und auch schon davor hat sie viel erlebt, das ihr Leben stark geprägt hat. Petra Dittrich kehrte nach zwanzig Jahren der Großstadt den Rücken zu, um sich auf ihrer Heimatinsel Rügen nieder zu lassen. Hier erfüllte sie sich ihren Lebenstraum vom eigenen Buchladen. Hier entstand mehr als „nur“ ein Laden, sondern viel eher eine Begegnungsstätte mit spannenden Lesungen von Gastautoren oder Diskussionsrunden zur Literatur, Politik und Gesellschaft. Zugleich ist es aber auch und gerade der Alltag, der die interessantesten Geschichten schreibt. Belohnt wird Petra Dittrich für ihr Engagement gleich zwei Mal mit dem Deutschen Buchhandlungspreis.
Der Balanceakt zwischen Selbstständigkeit, Lebenserfahrungen und der Liebe zur Insel macht Petra Dittrich zu dem, was sie heute ist. In dem Buch teilt sie mit uns lustige Großstadtmomente, herzergreifende Erlebnisse rund um ihren Laden ebenso wie emotionale Ausschnitte ihres Lebens. Die Lieblingsbücher ihrer Kindheit und der heutigen Zeit, ihre liebsten Inselorte und Geschichten aus ihrem Garten zeigen ihre authentische und ehrliche Art.
Der kleine Buchladen mit den blauen Fensterbänken
„Meine Inselbuchhandlung“ hat einen besonderen Platz in meinem Bücherregal bekommen – neben vielen meiner Lieblingsbücher, die mir zum Teil von Petra Dittrich empfohlen wurden. Denn in jeder Seite steckt sehr viel Liebe zum Detail und zu allen Facetten der Insel Rügen – kaum möglich, das Buch aus er Hand zu legen. Von dem kleinen, rebellischen Mädchen, das auf dem Dorf aufwuchs, zu der jungen Frau, die in jungen Jahren ihr Fernweh mit buntem Großstadtleben stillte, bis hin zu einer erwachsenen Powerfrau, die ihren Weg gegangen ist, um sich ihren Lebenstraum zu erfüllen. Und dieser Lebenstraum, der kleine Buchladen mit den blauen Fensterbänken, ist für Einheimische und Touristen schon lange ein wichtiger Ausflugstipp.
Weitere Informationen zu dem kleinen Buchladen findet man hier.
Foto: ©Christina Czybik/HIGHERES
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