Wenn Rügen ein Haus wäre, wäre Stralsund das Eingangstor. Majestätisch spannt sich von hier die Rügenbrücke über den Strelasund. Sie verbindet das Festland mit der Insel, die mit ihrer Naturfülle und ihrem architektonischen Erbe jedes Jahr Entdecker und Erholungsuchende lockt. Wenn Rügen ein Haus wäre, wäre die Natur ihr Baumeister. Die Meeresbrandung, die atemberaubende Steilküsten formt. Eiszeiten, die Hügel und Täler schufen. Buchenwälder, deren Blätterdächer sich zu weitläufigen Hallen verbinden. Salzwiesen, Sand- und Steinstrände, die einen bunten Teppich bilden.
Doch nicht nur die Natur prägt den einzigartigen Charakter der norddeutschen Schönheit. Eine facettenreiche Architektur setzt ihre ganz individuellen Akzente in die malerische Landschaft. Die vielfältigen Bauwerke Rügens reizen nicht allein wegen ihrer Kunstfertigkeit oder ihrer Ästhetik. Ob Fischerkaten, Schloss, Leuchtturm, Bushaltestelle oder Villa – jedes Objekt ist ein Zeugnis seiner Zeit. Es weiß seine Geschichte zu erzählen.
Ein Ufo am Strand, ein UNESCO-Welterbezentrum mitten im Wald, Seebrücken zum Heiraten sowie einige der ältesten Bauwerke Mecklenburg-Vorpommerns – dass die Insel Rügen mehr als Sandburgen und Luftschlösser zu bieten hat, beweist die Tourismuszentrale Rügen mit ihrem Themenjahr zur Inselbaukunst. Auf einer sprichwörtlichen Reise durch Zeit und Raum widmet sie sich jeden Monat einem architektonischen Highlight der Ostseeinsel. Dieser Querschnitt porträtiert herausragende Bauten ebenso wie historische und zeitgenössische Baumeister, die auf der Insel ihre Handschrift hinterließen.
Von prachtvoller Bäderarchitektur über spartanische DDR-Romantik zum modernen Minimalismus
Besonders auf Rügen ist die Geschichte der Architektur eng mit dem Tourismus verknüpft. Wie muss man bauen, damit sich Reisende in der Fremde zu Hause fühlen? Angekommen. Wohl. Und trotzdem noch das Andersartige erleben? Herrschaftliche Bädervillen lassen erahnen, wie das Bürgertum des 19. Jahrhunderts logierte. Auch heute noch prägen die Mehrgeschosser mit ihren weiß getünchten Fassaden das Bild der Urlaubsidylle. Hier lässt sich der Luxus vergangener Zeiten nachempfinden. Ganz anders wohnten Urlauber in der DDR. Zu Ostzeiten versprachen funktionale Betriebsferienanlagen vor allem Gemeinschaftsgefühl und Camping-Romantik. Jetzt lockt neben Komfort besonders moderner Minimalismus die Gäste. Nachhaltige, naturnahe Materialien sind ebenso nachgefragt wie die erlebnisorientierten, schwimmenden Ferienhäuser in Lauterbach.
Architektur als Spiegel der Zeit
Ein Objekt errichten, heißt eine Umgebung erschaffen. In Dialog treten mit seinem Umfeld. Ähnlich einem Kleidungsstück sendet Architektur Botschaften an den Betrachter. Sie verrät, wie ihre Bewohner wahrgenommen werden wollen. Dabei spiegelt sie sowohl die Gesellschaft als auch die Zeit wider, in der sie entstand. Eine Reise zu den Sehenswürdigkeiten Rügens bedeutet Eintauchen in über 200 Jahre Geschichte.
Die Sankt Marienkirche in Bergen und Waase oder die Sankt Johanneskirche in Schaprode gehören zu den eindrucksvollsten Beispielen der Backsteingotik. Neben Schinkels klassizistischem Leuchtturm am Kap Arkona zählen sie zu den ältesten Gebäuden Mecklenburg-Vorpommerns. Von Steinmeyers pompösem Jagdschloss in Granitz ließ schon die Putbusser Fürstenfamilie den Blick in Ferne schweifen.
In die nähere Vergangenheit entführen elegante Betondächer. Die neckischen Hyparschalen Ulrich Müthers sollten Schwung in den Sozialismus bringen. Rechtzeitig zum 85. Geburtstag des DDR-Ingenieurs erinnert die Tourismuszentrale 2019 an den Binzer Baumeister. Faszinierend wirken die historischen Bauten noch heute auf die Besucher.
Sie möchten die Inselbaukunst Rügens erleben? Dann finden Sie hier Führungen und Veranstaltungen im Themenjahr 2019.
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