Eine typische und übrigens sehr alte Rüganerin ist jetzt gekrönt worden. Ihr Name: Pycnodonte vesicularis. Das liest sich wie eine Mischung aus Zahncreme und einer Viruskrankheit bei Huftieren, ist aber die ganz gemeine Schreibkreide-Auster, die vor circa 100 bis 66 Millionen Jahren vor unserer Zeit lebte, eine so genannte Dickschalen-Auster. Die zählt zu den häufigsten Fossilien in der Rügener Kreide. Und Pycnodonte vesicularis wurde jetzt von der 1912 in Greifswald gegründeten Paläontologischen Gesellschaft zum „Fossil des Jahres 2017“ gewählt und steht oder liegt nun in einer illustren Reihe mit einem Riesen-Ammoniten aus der Oberkreide, dem einzigartigen Juravenator (das ist ein etwa gänsegroßes Dinosaurier-Jungtier), oder dem Giraffatitan. Dieser Koloss konnte 26 Meter lang werden und seine abgenagten Knochen passten auf keinen Tellerrand. Darum steht dieser Riesendino auch im Naturkundemuseum Berlin und in voller Schönheit im Dinosaurierland Rügen bei Bobbin.
Und nun ist die Schreibkreide-Auster auf dieser ehrwürdigen Liste.
Herzlichen Glückwunsch! Höret, suchet, findet und jauchzet, frohlocket!
Die Schreibkreide-Auster lebte in der Oberkreide auf Weichböden des Schreibkreidemeeres und kann in Europa, in West- und Nordafrika, in Süd-Indien und Neukaledonien (Pazifik) gefunden werden.
Und natürlich auf der Insel Rügen: bei geführten Fossilien-Exkursionen ab 6. Mai 2017 im Kreidetagebau Goldberg bei Sassnitz oder am Strand der Kreideküste im Nationalpark Jasmund. Doch dort ist zurzeit wegen drohender Küstenabbrüche besondere Vorsicht geboten.
Auf Nummer sicher gehen Sie, wenn Sie das Kreidemuseum Gummanz bei Neddesitz besuchen.
Dort sind besonders gut erhaltene Stücke anzusehen. Da lag es nahe, dass die diesjährige Titelvergabe im Museum stattfand. Mehr als 17 000 Besucher wurden in dem europaweit einzigartigen Kreidemuseum im vergangenen Jahr gezählt. Die gezeigten Kreideaustern stammen übrigens aus einem Kreidesteinbruch auf Jasmund.
Hintergrund zum „Fossil des Jahres“:
Fossilien sind einmalige Zeugnisse der Entwicklung des Lebens auf unserem Planeten. Sie liefern uns Hinweise auf oft dramatische Veränderungen der Umwelt und der Lebensbedingungen über unvorstellbar lange Zeiträume. Anschaulich zeigen sie, wie die heutige Vielfalt der Organismen im Laufe der Evolution entstanden ist und dokumentieren auch Lebensformen, die heute nicht mehr existieren. Fossilien haben einen großen praktischen Nutzen, etwa in der Exploration von Rohstoffen oder in der Klimaforschung, aber immer handelt es sich um besondere Objekte naturwissenschaftlicher Erkenntnis. Manche Fossilfunde sind spektakuläre Museumsexponate, die den Betrachter durch ihre ungewöhnliche Gestalt, ihre Erhaltung, ihre Größe oder ihren ästhetischen Reiz in Erstaunen versetzen. Dadurch sind sie vielfach auch zu Sinnbildern der kulturellen Entwicklung des Menschen in seiner Auseinandersetzung mit der Entstehung und Entwicklung des Lebens geworden.
Um dieser Bedeutung von fossilen Objekten Rechnung zu tragen und ihre Erforschung durch die Wissenschaft der Paläontologie in der Öffentlichkeit stärker ins Bewusstsein zu bringen, vergibt die Paläontologische Gesellschaft jährlich den Titel „Fossil des Jahres“. Die Vergabe dieses Titels ist an eine Reihe von Kriterien geknüpft, die sowohl die wissenschaftliche Bedeutung als auch den besonderen Museumswert der Fossilien berücksichtigen. Vom Vorstand der Paläontologischen Gesellschaft werden alle Vorschläge eingehend geprüft und schließlich auf der Frühjahrs-Vorstandssitzung das „Fossil des Jahres“ gewählt.
Quelle: http://www.palges.de
Weitere Informationen:
http://www.kreidemuseum.de
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