Rendezvous mit Jungfern und Sextanten


Holger Vonberg ist gebürtiger und bekennender Rüganer. Sein Berufswunsch als Zweijähriger: „Urlauber Baabe“. Das hat nicht ganz geklappt. Ab 1991 war er als Journalist u. a. für den NDR, die OZ und den „Urlaubs-Lotsen“ auf der Insel unterwegs. Bis März... mehr

Auf der kleinen Insel Dänholm zwischen Stralsund und Rügen ist seit dem Jahre 1815 Marinegeschichte geschrieben worden. Ab Mai 2017 kann man in diese Geschichte wieder eintauchen. Dann ist die Winterpause vorbei. Und das Marinemuseum, eine Außenstelle des Stralsund-Museums, feiert sein 25-jähriges Bestehen.

 

Vor einiger Zeit, da war es noch sommerlich warm, haben sich die Inselexperten im Museum umgesehen. Hier ein kleiner Rückblick:

Die Urlauber Christine und Bertram aus Leipzig hatten mit der Marine bislang nicht viel am Hut. Aber sie sind neugierig und machen einen Abstecher in das Marinemuseum. Auch die knallorangefarbene Eistonne interessiert sie. „Eis wäre jetzt nicht schlecht – bei diesen Temperaturen“, sagt Christine. „Wir haben hier im Hotel Dänholm übernachtet und sind so auf die Geschichte dieses Marinestützpunktes aufmerksam geworden. Gut, dass es Menschen gibt, die dies der Nachwelt auch vermitteln.“

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Im Juli 1992 wurde das Museum auf dem Gelände der einzigen noch erhaltenen preußischen Sternschanzenanlage eröffnet. Auch die Kasematten sind hier noch gut in Schuss. Das Marinemuseum ist heute Außenstelle des Kulturhistorischen Museums Stralsund und zeigt Exponate aus der Geschichte der langjährigen Festungs- und Garnisonsstadt, archäologische und Unterwasserfunde, Modelle, Dokumente, technische Geräte, Uniformen.

„Die Hansestadt hat eine interessante Vergangenheit, in der auch immer das Militär eine Rolle gespielt hat“, erzählt ein Mitarbeiter des Museums. „Die preußische Marine wurde hier aufgebaut und der erste preußische Seehafen“, beginnt er seinen Exkurs, der auch die Reichs-, Kriegs-, Volks-, Bundes- und Deutsche Marine streift. Und er erzählt von der einzigen noch erhaltenen „Seekuh“, einem Räumgerät, das bis in die 1940er Jahre mit starken Elektromagneten so mancher Mine auf den Zünder gegangen ist. Oder von dem Marine-Hubschrauber, den der damalige Verteidigungsminister Volker Rühe 1994 bei einem Museumsbesuch versprochen hatte, und der dann tatsächlich eines Tages auf dem Innenhof einschwebte. „Eine fliegerische Meisterleistung. Zwischen die Rotorblätter und die Häuserwände passte nicht mal mehr ein Ruderboot“, erinnert sich ein Kollege.

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Die anderen großen Exponate kamen eher unspektakulär über die Straße ins Museum: Anker, Kanonen, Skulpturen, Seezeichen, zu sehen im Museumshof.

Unter dem Dach des Backsteinbaus können die Besucher eintauchen in die Welt der Marine. Günther aus Bochum staunt über die großen Glühlampen des Leuchtfeuers Arkona, die einst den Seefahrern das Umschiffen der Klippen erleichtert haben. „Die Lampen hätte ich gut gebrauchen können, um das Museum überhaupt zu finden“, sagt der Urlauber, der seinem Navi vertraute und zunächst über die neue Rügenbrücke nach Altefähr gelotst wurde, um dann über den alten Rügendamm zurück zum Dänholm zu fahren. „Aber der Abstecher hat sich gelohnt, ich bin begeistert.“

Rund 10 000 Miniaturschiffe gehören zum Marinemuseum. Sie stammen aus einem Nachlass und wurden katalogisiert. Die Eintragungen über den Hersteller, Typ und Namen des Schiffes sind meist länger als das Schiff selbst. Das kleinste Modell brachte es auf die beachtliche Kürze von sechs Millimetern. „Bloß nicht tief einatmen, sonst ist es weg. Und das wäre nicht gut“, sagt der Museumsmann, schließlich haben die Minis im Maßstab 1:1250 ihren Wert. 100 Euro. Oder weit mehr. Pro Stück!

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Ganze Flottillen füllen die Vitrinen, die sich die Besucher aus Leipzig und Bochum angeschaut haben. Ihr Rundgang ist zu Ende. Nun wissen sie nicht nur „Meer“, sondern auch, dass man auf englischen und deutschen Trompeten nicht spielen kann, weil es Seemannsknoten sind. Sie werden auch ihren Freunden zu Hause erzählen können, dass es nur eine Seekuh weltweit gibt, die kein Futter braucht. Und dass sowohl echte Jungfern als auch Sextanten monatelange Segeltörns mit raubeinigen Seebären unbeschadet überstehen können, weil Jungfern gelochte Holzscheiben zum Befestigen von Seilen sind und Sextanten nichts mit Erotik, sondern mit der Navigation zu tun haben.

Übrigens: Im Mai 2017 öffnet auch wieder das Marinehistorische- und Heimatmuseum Dranske/Bug in der ehemaligen Grundschule von Dranske. Das Museum vermittelt neben der Heimatgeschichte von Mecklenburg-Vorpommern auch deutsche Marine- und Militärgeschichte. Über Jahrzehnte, vom Ersten Weltkrieg bis zur Wende, wurde die Halbinsel Bug von Flieger- und Marineeinheiten militärisch genutzt.

Weitere Informationen:

http://marinemuseum-daenholm.beepworld.de

http://www.bug-wittow.de

 

 

 


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