Am 27. November 2016 jährt sich zum 70. Mal der Todestag des Schriftstellers Max Dreyer, der über mehrere Jahrzehnte in seinem „Drachenhaus“ auf der Anhöhe des Göhrener Höfts lebte. In seinen Gedichten, Erzählungen und Bühnenstücken brachte er voller Leidenschaft seine tiefe Bindung zur landschaftlichen Schönheit der Ostseeküste zum Ausdruck. Max Dreyer war mit Gerhart Hauptmann und den Brüdern Heinrich und Julius Hart befreundet und gehörte dem Friedrichshagener Dichterkreis an.
Er war ein viel gelesener Autor und glänzte zu Lebzeiten unter anderem mit den Erzählungen „Gestrandet“ und „Altersschwach“ und mit seinen Bühnenstücken „In Behandlung“, „Der Probekandidat“ und „Die Siebzehnjährige“, mit Werken, die heute scheinbar in Vergessenheit geraten sind.
Geboren wurde Max Dreyer am 25. September 1862 als Sohn eines Lehrers in Rostock. Er besuchte die Große Stadtschule, studierte in Rostock und Leipzig kurzzeitig Theologie und schließlich Philologie, um Lehrer zu werden, was ihm später aber nicht behagte. 1888 ging er nach Berlin und wurde Redakteur. 1901 verlebte er seinen ersten Urlaub auf Rügen. Es muss Liebe auf den ersten Blick gewesen sein.
Die Insel sollte sein Alterssitz werden.
Auf dem wenig bewachsenen Göhrener Höft ließ er zwischen dem Wasserturm und dem Sturmsignalmast sein „Drachenhaus“ bauen – damals noch mit freiem Rundumblick über das Mönchgut.
1920 heiratete Max Dreyer und zog für immer nach Göhren, wo er auch 1946 starb, ein Schriftsteller und Dramatiker, der zur Hoch-Zeit des deutschen Naturalismus antrat und später zu jenen 88 Schriftstellern gehörte, die im Oktober 1933 das „Gelöbnis treuester Gefolgschaft für Adolf Hitler“ unterzeichneten.
Dennoch wurde der „Dichter der Ostsee“, wie man ihn oft nannte, 1946 – kurz vor seinem Tod – zum Ehrenbürger des Ostseebades Göhren ernannt, nicht zuletzt, weil er sich seit dem Kriegsende für einen kulturellen Neubeginn in Deutschland engagiert hatte.
Zwei Jahre später wurde sein 1933 erschienener Heimatroman „Der Heerbann ruft“ in der Sowjetischen Besatzungszone auf die „Liste der auszusondernden Literatur“ gesetzt.
Auch darüber wird am Freitag, dem 25. November 2016, um 19 Uhr im Saal der Kurverwaltung Middelhagen zu sprechen sein, wenn Margot Mandelkow, Lehrerin im Unruhestand, Episoden aus seinem Schaffen liest und einen Überblick über das aus rund 60 Werken bestehende Repertoire gibt. Auch wird sie die Zuhörer durch zusammenfassende Inhaltsangaben mit einigen seiner Werke vertraut machen, auch mit seinem plattdeutschen Gedichtband „Nah Huus“.
„Es ist unser Anliegen, mehr Kenntnis über Leben und Werk Max Dreyers, der von 1920 bis 1946 im Ostseebad Göhren lebte und Ehrenbürger ist, zu verbreiten“, heißt es in der Einladung des Fördervereins zum Schutz, zur Pflege und weiteren Entwicklung der Mönchguter Museen e.V.
Hier noch eine kleine Kostprobe aus einem Gedicht von Max Dreyer:
Ji segt, ick bün olt un gries wad mien Hoor –
Is jo nich wohr!
Dörch de Felder striep ick,
denk nich an de Tied,
wat ick bruuk, dat griep ick,
Morgen is noch wiet.
Denken geiht doneben,
hüest, dat is mien Holt –
de all morgen leben,
sünd in vörut olt.
Ick lew hüet – un warm
Schient up mi de Sünn,
da tick juchz un larm,
luerhals, weil ick bün!
All dat Singen, Bloihen,
all de Duft, de Schien –
wur ick me an freuen
moet, dat is ook mien!
Im weiteren Verlauf dieses romantischen und leicht lüsternen Gedichts trifft der Mann, der sich trotz seiner grauen Haare nicht zum alten Eisen zählt, eine „dralle Diern“, die gerade mit Harke und Henkelpott vom Heumachen kommt. „…un to´n Küssen dögt se, denn ehr Lippen bloihn“, schwärmt der Dichter. Wie ein Pfahl stellt er sich vor die junge Frau:
„Legg doch mal, mien Puting,
Hark un Henkpott dahl!
Du bist mien lütt Snuting,
un ick bün – keen Pahl!“
Un se dheet´t. De Strähnen
wischt se ut de Stiern,
lacht mit blanke Tähnen,
un ehr Oogen pliern.
Bruuk sich nich besinnen,
fragt nich, wat ick will –
lehnt den Kopp nah hinnen,
un hölt still – hölt still. . .
Ji segt, ick bün olt un gries wad mien Hoor –
Is jo nich wohr!
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