Mit einer Festwoche erinnert das Ostseebad Sellin an ein wichtiges Jubiläum: Vor 150 Jahren begann hier das Badeleben.
Höhepunkt der Festwoche, die am Mittwoch, dem 20. Juli, beginnt, ist der große Festumzug am Freitag, dem 22. Juli. Mit dabei sind Selliner Einwohner, die Freiwillige Feuerwehr, Kinder aus der Schule und dem Kindergarten, die Ostseefanfaren Sellin und viele mehr.
Pünktlich zum Fest und als Auftakt für eine Schriftenreihe hat die Kurverwaltung des Ostseebades eine „Jubiläumsausgabe aus Anlass der ersten Erwähnung eines Badereisenden in Sellin im Jahr 1866“ herausgegeben.
„Vom Badedörfchen zum Ostseebad Sellin“ heißt das liebevoll gestaltete, reich bebilderte und informativ wie auch unterhaltsam geschriebene Buch von Gerhard Parchow. Er lädt uns ein auf eine Reise in das illustre Selliner Badeleben im Wandel der Zeit zwischen 1866 und 1945.
Gerhard Parchow stöberte in Archiven, recherchierte in Nachlässen, durfte gar private Sammlungen und ganz persönliche Alben aus den Jugendjahren der Fotografie sichten.
Wussten Sie, dass der Berliner Schriftsteller Arnold Wellmer, ein gebürtiger Vorpommer, 1866 der erste „Badeherr“ in Sellin war? „Ja, ich war in Sellin der Badegast – der einzige Hochdeutsche, und das war ja gerade das Allerschönste an meinem wald- und meerumrauschten Neste“, schrieb er in seinem Reisebericht in der damals gern gelesenen Familienzeitschrift „DAHEIM“.
Er wurde Stammgast in Sellin – und auch seine folgenden Reiseberichte fanden reißend Absatz – und Nachahmer, die die Landschaft wandernd erkunden wollten und das vorsichtige Bad im Meer zu wagen gedachten, wobei die Unterbringung der Fremden eher Provisorien glichen mit weiß gekalkten Wänden und „…etwa einer Kante frischen Efeus, die dicht unter der Zimmerdecke sich herum- ziehend an den Wänden festgenagelt ist“, wie Ernst Boll in seinen Reiseerinnerungen vermerkte.
Reiseführer in Buchform, in denen die landschaftlichen Reize des Mönchguts beschrieben wurden, kamen mehr und mehr in Mode und trugen dazu bei, dass das Interesse an der Insel Rügen wuchs, das Interesse an den Buchenwäldern und Stränden, Schlössern und Herrenhäusern, Dörfern und Katen – und an dem langsam aber sicher wachsenden Badeleben.
Pensionen und Logierhäuser wurden gebaut, der Rasende Roland in die Spur und Dampfschiffe in den Liniendienst geschickt,
Damen-, Herren- und Familienbäder errichtet, und in Sellin war schließlich ein Badearzt zu finden, der wie im Sanatorium Weißer Hirsch (Dresden) die „Kurmethode mittels Wasserheilverfahren, Elektrizität, Massage, Licht- und Luftbäder“ anwendete. . .
Auf die Geschichte der Seebrücke wird ebenso eingegangen wie auf die Strandfotografen. Und natürlich darf ein Ortsrundgang von Haus zu Haus nicht fehlen.
Rundum – eine gelungene Chronik, geschrieben von Gerhard Parchow, gestaltet von Christiane Burwitz (Titelgestaltung: Stefan Pocha), gedruckt bei Rügendruck in Putbus. Ein Inselprodukt, ein Sammlerstück für Selliner und Freunde der „Perle der Insel Rügen“, wie der Ort im Jahre 1888 bezeichnet wurde.
Hier nun das Programm zur Festwoche:
http://www.ostseebad-sellin.de/150-jahre-badeleben-sellin/
Weitere Informationen über Sellin und den Ortschronisten Gerhard Parchow:
http://wirsindinsel.de/2015/01/23/52-gesichter-der-insel-ruegen-gerhard-parchow-4of52/
Ab dem 13. Juli ist diese Jubiläumsausgabe an folgenden Verkaufsstellen in Sellin erhältlich:
Seebrücke, Buchhandlung Sellin, Kurverwaltung, InfoStelle am Ostbahnhof und Museum.
Von den Hardcover werden nur 50 Exemplare zu 24,95 Euro verkauft. Alle Softcover für 14,95 Euro.
Titelfoto: Copyright Photohaus Knospe
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