„Dann folgt in der Mitte eine ungeheure Kreidemasse, die einer oben abgestumpften Pyramide gleicht und am meisten imponiert. Sie wird der Königsstuhl benannt und einen glücklicheren Namen konnte man der stolzen Pyramide nicht geben, denn sie ist ein wahrhaft königlicher Sitz.“ So schwärmte einst der Hauslehrer und Schriftsteller Johann Jacob Grümbke in seinem Buch „Streifzüge durch das Rügenland“, das 1805 erschien.
Zu Grümbkes Zeiten hielten sich die Besucherzahlen am Königsstuhl noch in Grenzen, doch das sollte sich bald ändern, denn: „Hier durch die Stubnitz sind sie alle gewandert, die später Rügens Ruhm in die Welt tragen sollten: Ludwig Theobul Kosegarten und Karl Friedrich Schinkel, Caspar David Friedrich und Adalbert von Chamisso, Carl Gustav Carus und Wilhelm von Humboldt, Ernst Moritz Arndt und Wilhelm Müller, die Geschwister Kleist und die Familie Schleiermacher, Johann Jacob Grümbke und Carl Friedrich Rellstab, Theodor Fontane und Johannes Brahms, Gerhart Hauptmann und Ernst Barlach, Gottfried Benn und Arnold Bronnen, Johannes Bobrowski und Uwe Johnson“, schreibt Holger Teschke in dem Buch „Rügen, Jahreszeiten einer Insel“, das mit wunderbaren Fotos von Karsten Bartel im Kiepenheuer-Verlag erschienen ist. Auch der Autor Holger Teschke, geboren in Bergen und aufgewachsen in Sassnitz, gehört in diesen illustren Kreis.
Das Plateau auf dem richtigen Königsstuhl ist etwa 200 Quadratmeter groß und damit nur etwas größer als ein Volleyballfeld.
Nach der Eröffnung des Nationalparkzentrums Königsstuhls im März 2004 konnte am 1. Juni 2016 der 3.333.333. Besucher begrüßt werden: Stefanie Thormann, die mit ihrem Lebensgefährten und ihrem Töchterchen völlig überrascht war.
Würde jeder dieser mehr als 3 Millionen Gäste nur ein Gramm Kreide unter seinen Schuhen mit nach Hause nehmen, wären das 6 Tonnen, die dem kleinsten Nationalpark Deutschlands abhandenkommen würden. Darum gibt es auch viele ausgebaute oder überbaute Wege.
Der Abstieg am Königsstuhl ist jedoch seit dem jüngsten Erdrutsch gesperrt.
Wer auf den Königsstuhl geht, schreitet über ein bronzezeitliches Hügelgrab.
Die Freiwillige Feuerwehr von Sassnitz hat einen Höhenrettungstrupp, der für den Einsatz an der Kreideküste ausgebildet ist.
Der Sage nach soll derjenige zum König von Rügen erkoren werden, dem es gelingt, den Königsstuhl von Seeseite aus zu erklimmen. Rügen hatte nie einen König. Und wird nie einen haben, zumal es ausdrücklich verboten ist, in der Kreide zu klettern.
Kommentare sind geschlossen.