„Meine Welt“, eingefangen mit der Camera obscura


Holger Vonberg ist gebürtiger und bekennender Rüganer. Sein Berufswunsch als Zweijähriger: „Urlauber Baabe“. Das hat nicht ganz geklappt. Ab 1991 war er als Journalist u. a. für den NDR, die OZ und den „Urlaubs-Lotsen“ auf der Insel unterwegs. Bis März... mehr

Bilder von Esther Rappsilber in der Kurverwaltung des Ostseebades Binz

Urlauber bleiben staunen stehen vor den Lichtbildern, die Esther Rappsilber mit ihrer Lochkamera (Camera obscura) eingefangen hat und die seit Anfang April in der Kurverwaltung des Ostseebades Binz zu sehen sind. Es sind beeindruckende Impressionen einer Welt zwischen Meer, Strand und Wald. Jedes quadratische Bild – ein kleines Universum, schwarz eingerahmt durch das Abbild eines Plastegewindes der Pouva-Start, über das man das Objektiv einst aus- und eindrehen konnte. Die Pouva-Start galt wegen ihres einfachen Aufbaus, wegen ihrer Alltagstauglichkeit und der Zuverlässigkeit als Trabant unter den DDR-Kameras.

Esther Rappsilber fotografiert ohne Objektiv. Das hat sie ausgetauscht gegen einen Deckel mit einem winzigen Loch, durch das das Licht während der Aufnahme auf den Schwarzweißfilm fällt. Minuten verharrt die Fotokünstlerin dabei. Man könnte auch sagen, sie „verherrt“, denn Volkmar Herre aus Stralsund, ein Meister im Umgang mit der Camera obscura, war und ist ihr künstlerischer Berater. Herre hat die in Köthen geborene junge Frau vor ein paar Jahren auch auf den Weg geschickt zu einem Besuch in Äthiopien. „Er gab mir eine analoge Kamera mit und einen Film – für 12 Bilder. Das war im Jahr 2011.“

Fotografieren in größter Zurückhaltung. Warten auf den richtigen Moment, auf das wichtigste Motiv.
Warten und den Auslöser erst dann drücken, wenn alles stimmt. Das hat sie gelernt. Und da hat es bei ihr im wahrsten Sinne des Wortes richtig „Klick“ gemacht. 2011 startete sie das Projekt „Meine Erde“ und ließ sich von diesem Satz leiten: „Fotografien mit der Lochkamera sind wie Bilder aus Träumen.“

Und diese „Bilder aus Träumen“ fotografiert sie nicht nur, sie entwickelt sie auch in ihrer Dunkelkammer. Wenn auf dem belichteten Film das Negativ und später auf dem damit belichteten Fotopapier in der Entwicklerlösung das Positiv zum Vorschein kommt, jener Augenblick habe immer wieder diesen ganz besonderen Reiz, erst dann sehen zu können, was vor Stunden, Tagen oder gar Wochen aufgenommen wurde: das Licht, das ganz bestimmte Spuren, Flächen, Strukturen auf dem empfindlichen Film hinterlassen hat.

Esther Rappsilber kennt diese chemischen Prozesse nur zu gut, hat sie doch in der Filmfabrik Wolfen gelernt und später Verfahrenstechnik studiert. Seit ein paar Jahren lebt sie auf Rügen.

Ihre Bilder laden ein zum Nachdenken, zum Verweilen, zum Diskutieren, zum Rätseln. Und zum Träumen. Danke für dieses sehenswerte Angebot zum Innehalten.

Weitere Bilder und Informationen:

www.esther-rappsilber.de


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