Sonderausstellung zu Gotland im Kreidemuseum Gummanz/Rügen


Manfred Kutscher lebt seit 1966 auf Rügen. Sein erster Betrieb nach dem Chemiestudium war der VEB Kreidewerke Rügen, bevor er 22 Jahre als Forschungsingenieur im Fischkombinat Sassnitz und mit der Wende 18 Jahre für den Jasmunder Nationalpark tätig war. Er... mehr

Gotland – ein Inselkleinod in der Ostsee

Die Insel Rügen hat ihre Existenz und ihr Aussehen den Eiszeiten zu verdanken, die vor etwa 12 000 Jahren endeten. Die arktischen Gletscher rissen während dieser Zeit auf ihrem Weg nach Süden in Skandinavien und dem Grund der heutigen Ostsee Gesteinsmassen los und legten sie uns als sogenannte Geschiebe „vor die Tür“. Die härteren, kristallinen von ihnen waren willkommenes Baumaterial z. B. für Großsteingräber, Kirchen, Molen und Kopfsteinpflaster. Die vorwiegend kalkigen, oft Fossilien enthaltenden Sedimentgesteine zerfielen zumeist  beim Transport durch das Eis (eine Ausnahme ist die große Kalkplatte im Kreidemuseum).

Die Insel Gotland war einer der Bereiche, von dem das Eis fossilhaltige Kalke des ehemaligen, vor etwa 420 Millionen Jahren entstandenen Korallenriffs zu uns transportierte.
Gotland gleicht keiner anderen Landschaft  im Ostseeraum. Mit einer Fläche von 2994 km2 ist sie Schwedens größte Insel und etwa dreimal so groß wie Rügen. Bereits die Annäherung nach etwa 3stündiger Fahrzeit mit der Fähre von Oskarshamn lässt die Vielgestaltigkeit erahnen. Noch bevor man die Silhouette der ehemaligen Hansestadt Visby wahrnimmt, ziehen die etwa 50 m hohen Felsen des Högklint die Blicke auf sich.
Gotland ist mit knapp 60 000 Einwohnern, von denen mehr als ein Drittel in Visby (davon etwa 3 000 in der mauerbewehrten Altstadt) lebt, relativ dünn besiedelt. Die Bevölkerung lebt von der Land- und Forstwirtschaft, der Stein- und Zementindustrie, dem Kleingewerbe und natürlich vom Tourismus.                    Gotland ist eine Insel der Superlative. Und das nicht nur wegen seiner kulturhistorischen Kostbarkeiten, wie der Unesco-Welterbestadt Visby mit ihrer fast vollständig erhaltenen mittelalterlichen Stadtmauer mit zahlreichen Toren und Wachtürmen, den 200 gut erhaltenen mittelalterlichen Gebäuden, wie den Kaufmannshäusern mit ihren Treppengiebeln und den Kirchen, die von einer Blütezeit im 13. und 14. Jahrhundert zeugen. Über die gesamte Insel verteilt künden auch mehr als 90 Kirchen aus dem Mittelalter mit eindrucksvollen Fresken, Skulpturen und Taufsteinen von diesem Wohlstand. Die Zeugen der Bronze-, Eisen- und Wikingerzeit sind Gräberfelder (das größte mit 1 000 sichtbaren Steinsetzungen), Schiffssetzungen, riesige Steinhaufengräber, Fluchtburgen und Bildsteine.

Den Naturfreund werden vorrangig die auf Nord- und Südgotland vorherrschenden Kliffstrände und eindrucksvollen Raukgebiete, die Inlandkliffs und Felsplateaus begeistern. Auf letzteren und in den zahlreichen Feuchtgebieten und Kalkflachmooren finden viele, nicht nur in Nordeuropa seltene Pflanzen geeigneten Lebensraum. So kommen auf Gotland allein 37 Orchideenarten vor, von denen auch hier einige sehr selten, andere aber zu Tausenden anzutreffen sind. Besonders artenreich sind die sogenannten „Änge“, Laubwiesen die früher (z. T. seit der Eisenzeit) beweidet und heute aus Artenschutzgründen gepflegt werden.  Auch die an Fossilien Interessierten werden auf dem ehemaligen silurischen Korallenriff auf Ihre Kosten kommen, wie die Sonderausstellung im Kreidemuseum Rügen eindrücklich belegt. Sie zeigt aber nicht nur einen (verschwindend geringen) Teil der ehemaligen Lebenswelt dieses „Barriere-Riffs“ vor unendlich langer Zeit, sondern mit einer Bildergalerie und einer Bilderserie auf dem Monitor die ganze Vielfalt dieser Insel.
All jenen aber, die noch immer bestrebt sind, mit großen Ferienkomplexen und Hochhäusern die Insel Rügen zu „verschönern“ sei ein abgewandelter Spruch aus DDR-Zeiten ans Herz gelegt: „Von Gotland lernen heißt Verstehen lernen.“

Die Sonderausstellung „Herkunftsgebiete unserer Geschiebe – Die Insel Gotland“ wird am 19.03.2016 im Kreidemuseum Rügen in Gummanz eröffnet.

Weitere Infomationen zum Kreidemuseum finden Sie hier.

 

Inselexperten-Tipp: Die neuen Termine für Fossilienexkursionen stehen ab sofort auf der Seite vom Kreidemuseum – frühzeitig anmelden lohnt sich!


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