„Form & Spiel“ CIRCUS EINS – Aktuelle Kunst zeigt Werke von Helmut Senf


Holger Vonberg ist gebürtiger und bekennender Rüganer. Sein Berufswunsch als Zweijähriger: „Urlauber Baabe“. Das hat nicht ganz geklappt. Ab 1991 war er als Journalist u. a. für den NDR, die OZ und den „Urlaubs-Lotsen“ auf der Insel unterwegs. Bis März... mehr

Am Sonnabend, dem 20. Februar, wird um 17 Uhr in der Galerie „CIRCUS EINS – Aktuelle Kunst“ im Kronprinzenpalais zu Putbus eine neue Ausstellung eröffnet.
Sie trägt den Titel „Form & Spiel“ und zeigt Arbeiten aus dem umfangreichen Lebenswerk von Helmut Senf.

„Helmut Senfs künstlerische Arbeit ist geprägt von Forscherdrang, Spielfreude und Pragmatismus. Wir zeigen eine repräsentative Auswahl, darunter Werke aus den 1990er Jahren, die sein langjähriger Bielefelder Galerist Jürgen Jesse ausgewählt hat und die nun nach Rügen zurückgekehrt sind“, sagt Galeristin Susanne Burmester.

Helmut Senf ist ein wacher Mann mit festem Händedruck und einem vielsagenden Leuchten in den Augen. Der umtriebige Künstler trägt Oberlippenbart und Igelfrisur und hat auch nach fast 30 Jahren im Norden sein Thüringisch nicht abgelegt.

1933 wurde er in Mühlhausen geboren. Nach seiner Lehre als Dekorationsmaler arbeitete er zunächst als Gebrauchswerber. Handwerk, so sagt er, habe tatsächlich goldenen Boden – vor allem für Künstler und solche, die es werden wollen. „Da lernt man, Zusammenhänge schnell zu erfassen. Und Leute, die Kunst studieren wollen, sind besser dran, wenn sie ein Handwerk gelernt haben – egal welches.“

Helmut Senf war Mitglied der Erfurter Ateliergemeinschaft, die derzeit als frühe Aktionsgruppe des ästhetischen Widerstands in der DDR entdeckt wird. Seine Werke befinden sich deutschlandweit in zahlreichen Sammlungen, u.a. Staatliche Museen Berlin, Angermuseum Erfurt, Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg und Museum Junge Kunst Frankfurt/Oder.

Stahl ist einer jener Stoffe, aus denen seine Kunstwerke sind.
„In Erfurt habe ich fast ausschließlich mit Metall gearbeitet.“ Erst in den letzten Kunstausstellungen vor der Wende „wurden auch schon mal abstrakte Werke gezeigt“. Die Metallgestaltung sei zu DDR-Zeiten im Kunsthandwerk angesiedelt gewesen: „Wir hatten einen relativ großen ideologischen Freiraum, den wir in der Malerei wohl nicht gehabt hätten“, sagt er.

Mit 61 Jahren ist der gelernte Dekorationsmaler, der in den 1950er Jahren auf der Burg Giebichenstein die Fachrichtung Emailgestaltung studiert hat, nach Sassnitz gezogen. Er war Emailleur und Gürtler, bearbeitete und verformte Metalle, gestaltete in den kirchlichen Werkstätten Erfurt liturgische Gegenstände, Tabernakel, Abendmahlskelche und Patenen (flache Schalen für die Hostien), später Dosen, Tabletts, Mokka-Service, Teegeräte und mehr.

„Viele verachten heute das Kunsthandwerk. Ich sehe da aber keinen Bruch. Kunst und Kunsthandwerk – das war und ist für mich immer eine Einheit. Wer ein Handwerk beherrscht und kreativ ist, der geht seinen Weg. Schauen sie sich nur Henry van de Velde an.“

Begegnet ist er dessen Schaffen auch im Schlosshotel Ralswiek, wo van de Velde, der belgisch-flämische Architekt und Designer, die Bibliothek gestaltet hat. Dort bekam Helmut Senf im Jahr 2009 den Kulturpreis der KulturStiftung Rügen.

Konkrete Kunst von Helmut Senf: Das sind dreidimensionale Stahlkonstruktionen wie das Stadtzeichen von Neustrelitz, das sind farbige und streng geometrisch gehaltene Acrylmalereien oder emaillierte Tafeln. Und Bleche, die zu Skulpturen verschweißt und korrodiert sind. Aber auch Miniaturen gehören dazu.

„Helmut Senf komponiert mit Formen, Flächen und Farben, mit Kreisen, Linien und Winkelvariationen“,
sagte der Kunsthistoriker und langjährige Wegbegleiter Herbert Schönemann vor ein paar Jahren. „Er ist ohne es auf das Mathematische zu beziehen, auch ein Ingenieur. Er erstellt erstklassige Arbeiten, die Maße müssen stimmen. Es ist wunderbar, wenn er wunderbare Farbflächen schafft, das Klare verfeinert. Doch nicht allen Menschen erschließt sich sein Werk. Viele wollen Geschichten erzählt bekommen.“

Helmut Senf ist ein ästhetischer Wanderer zwischen den Bereichen Kunsthandwerk und freier Kunst. Er war Initiator von Stahlkunst- und Schmuck-Symposien, lehrte an der Burg Giebichenstein und doziert zeitweilig auch an der Hochschule Wismar. Seine Stahlskulpturen sind unter anderem auch im Ostseebad Baabe zu sehen.

„Was mich treibt? Das kann ich nicht sagen. Ich kann einfach meine Hände nicht in den Schoß legen. Künstler gehen nun mal nicht in Rente.“

Die Ausstellung „Form & Spiel“ mit Werken von Helmut Senf ist in der Galerie CIRCUS EINS- Aktuelle Kunst bis zum 3. April 2016 zu sehen und donnerstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet.

www.susanneburmester.de/kuenstler/helmut-senf-kunestler


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