Sphärenklänge in Müthers (T)Raumschiff


Holger Vonberg ist gebürtiger und bekennender Rüganer. Sein Berufswunsch als Zweijähriger: „Urlauber Baabe“. Das hat nicht ganz geklappt. Ab 1991 war er als Journalist u. a. für den NDR, die OZ und den „Urlaubs-Lotsen“ auf der Insel unterwegs. Bis März... mehr

Der Festspielsommer 2015 ist Geschichte. Mit einem Besucherrekord haben sich die Festspiele MV im 25. Jahr ihres Bestehens selbst ein großes Geschenk bereitet und den Gästen ein Jubiläumsprogramm der Extraklasse präsentiert – Konzerte vom Feinsten unter dem Intendanten Dr. Markus Fein.

Und es gab Konzerte an „unerhörten Orten“, an denen Musik und Architektur aufeinandertrafen und wo im 25. Jahr der Deutschen Einheit Geschichte und Geschichten erzählt wurden. Auch auf Rügen – in Prora, in dem von den Nationalsozialisten als Kraft-durch-Freude geplanten und nie vollendeten „Koloss “, und in Binz, wo filigrane Architektur zu finden ist.

Der Binzer Rettungsturm ist eines von 50 Schalenbauwerken, die der Landbaumeister Ulrich Müther (1934-2007) mit seinen Männern von der Insel Rügen weltweit geschaffen hat.

Dieser ovale Turm mit seinen Panoramafenstern sieht aus wie ein Ufo, das in den Dünen gelandet ist – direkt zwischen Strandhafer, Wildrosen, Parasolpilzen und Kiefern.

 

Augen schließen, zurücklehnen und träumen:
Wer das Theremin-Konzert am 17. September an diesem „unerhörten Ort“ erleben durfte, der ließ sich in der Außenstelle des Binzer Standesamtes nicht auf „Wolke 7“ katapultieren, sondern von Carolina Eyck für gut 30 Minuten in eine ganz andere Welt „beamen“, in die unendlichen Weiten des Universums.

Als Startbonbons gab es zuvor interessante Vorträge über den Visionär Ulrich Müther und über seine zu Stein und Baudenkmalen gewordenen Hyperbolischen Paraboloide. Zu vier von insgesamt 12 dieser auf Rügen zu bewundernden Hyparschalen führte außerdem eine „Architek-Tour“ per Bus – zum Inselparadies von Baabe, zur Schwimmhalle des Cliff-Hotels, über der ein trichterförmigen Dach zu schweben scheint, zum Buswartehaus am Kreisverkehr von Binz und eben zum Rettungsturm, einem weiteren gelungenen Beispiel der architektonischen Moderne, Made in GDR.

Der Ort Rettungsturm, dieser Raum mit dem einzigartigen Blick aufs Meer, der Klang des Theremins, die Stimme der Künstlerin, die beim Spielen wie von Zauberhand wachsenden Kompositionen und die fantasievollen Improvisationen, all das versetzte das Publikum in großes Staunen.

Als Theremin-Solistin hat sich Carolina Eyck international einen Namen gemacht. Sie gastierte unter anderem auf Musikfestivals in Basel, Davos, Łódź, Budapest, Asheville N.C. und San Francisco. Und jetzt auch auf Rügen. „So nah am Meer habe ich aber noch nie gespielt“, sagte sie mit leuchtenden Augen.

Fotos/ Video: Tourismuszentrale Rügen

 

Mehr Informationen:

www.carolinaeyck.com

www.festspiele-mv.de

Hier geht es zu einem weiteren Bericht über die Hyparschalen von Ulrich Müther.

 

 

 


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