Weiße Villen, mondäne Badeorte: Die Bäderarchitektur auf der Insel Rügen


Berichte von Einheimischen.

Ein Ausflug in die Geschichte des Badelebens an der Küste von Deutschlands größter Insel

Vor mehr als 200 Jahren begann das Badeleben auf Rügen. Zunächst entwickelte es sich langsam. Prägten anfangs noch fürstliche Bauten des Klassizismus den Stil wie das fürstliche Badehaus Goor in Lauterbach bei Putbus, machte sich später mehr und mehr ein Mix unterschiedlichster Handschriften der Architekten breit.

Einstige Fischer- und Bauerndörfer an der Ostseeküste wurden zu aufstrebenden Badeorten.
Die Häuser bekamen Loggien und Veranden, auf denen die Erholungssuchenden Schutz und Ruhe und zusätzlichen Platz fanden. Später wurden weiße Villen, Pensionen und Hotels gebaut. Skulpturen auf den Dächern, verspielte Muster auf den hölzernen Verkleidungen der Balkone, weiße Vorbauten und lichtdurchflutete Erker, all das prägt die Bäderarchitektur, die das Markenzeichen der Badeorte Binz, Sellin, Baabe und Göhren an der Rügener Küste ist und auch von der Hafenstadt Sassnitz aus wie die Kreidefelsen weit über die Ostsee leuchtet.

Markante Zeugnisse der Bäderarchitektur sind in der Altstadt von Sassnitz zu finden, oder in Binz, dem „Sorrent des Nordens“: das Kurhaus mit dem Kurplatz, den Wandelgängen und dem Musikpavillon, die Villa Salve oder die Villa Sirene.

Zu den besonderen Vertretern der Bäderarchitektur zählen die drei so genannten Wolgasthäuser, von denen zwei in Binz stehen und eines in Göhren zu entdecken ist. Villa Undine, Haus Liliput und Villa Erika wurden Ende des 19. Jahrhunderts errichtet und sind Fertighäuser in Holzbauweise, werksmäßig aus hochwertigen Tropenhölzern vorgefertigt in einer Wolgaster Werft. Sie stehen heute unter Denkmalschutz. Der Schiffbaumeister Heinrich Kraeft aus Wolgast hatte am Ende des 19. Jahrhunderts die Idee, Fertigteilhäuser zu bauen, die sogar per Katalog bestellt werden konnten.

Die Bäderarchitektur ist zwar typisch für die Rügener Badeorte an der Ostseeküste aber eigentlich kein Stil, sondern ein Sammelsurium unterschiedlicher europäischer Baustile.

Denn die wohlhabenden Städter, die ihren Architekten den Auftrag gaben, eine Villa am Meer zu bauen, wollten vor ihren Nachbarn glänzen, sich von ihnen abheben – was ihnen auch eindrucksvoll gelang.

Das Ostseebad Sellin hat seine Bäderarchitektur gleich nach 1990 unter Denkmalschutz gestellt. Hier wurden besonders viele der historischen Villen restauriert und zu Feriendomizilen umgebaut. Prunkstück aber ist in Sellin die Seebrücke. Die erste Selliner Landungsbrücke wurde 1906 eingeweiht. Sie war rund 500 Meter lang, doch sie hielt Sturm und Eisgang nicht lange stand. Nach dem Eiswinter 1941/42 blieb nur noch das Brückenhaus stehen. Es wurde ab 1956 zu einer beliebten Tanzgaststätte und etwas mehr als 20 Jahre später wegen Baufälligkeit abgerissen.

Seit 1998 strahlt die neue Seebrücke nun wieder in ihrer historischen Gestalt von 1927. Über die „Himmelsleiter“, eine mächtige Holztreppe, eine Schräge oder mit dem Fahrstuhl kann die knapp 400 Meter lange Holzkonstruktion mit Palmengarten und Kaiserpavillon erreicht werden. Die Seebrücke, ein Ort zum Feiern, zum Heiraten, zum Speisen. Rügen, eine Insel zum Entdecken.

 

Inselexperten-Tipp:

Der September ist in Binz der „MONAT DER BÄDERARCHITEKTUR“. Zu diesem Thema  finden zahlreiche Veranstaltungen, wie Vorträge und Führungen statt. Mehr darüber erfahren Sie hier.

Das Abschluss Wochenende steht ganz unter dem Motto 25 Jahre Deutsche Einheit. Eine Freiluft-Ausstellung zeigt Binzer Ansichten im Großformat: Damals & Heute entlang der Strandpromenade. Weitere Einzelheiten können Sie hier nachlesen.



Ein Kommentar

  • Sehr geehrte Damen u. Herren,
    ich lese sehr aufmerksam Ihre Beiträge und freue
    mich mit meinen Freunden schon sehr, zum ersten
    Mal die Insel Rügen mit den einzigartigen Kreide-
    felsen in nächster Zeit erleben zu dürfen !
    In den 80-ziger Jahrenkonnte ich die felsen schon von der Insel MönDänemark aus,bei schönem Wetter sehen ! Warum schreibe ich dies ??
    Im 25. Jahr der Deutschen Einheit gehört aus meiner
    Sicht das Pan Europäische Picknick am 19.Aug. 89`
    bei Sopron / Ungarn unbedingt dazu. An diesem Tag
    überwanden ca. 600 – 700 DDR Bürger bei Sopron den
    noch für sie bestehenden „Eisernen Vorhang“ und flüchteten nach Östereich. Anschließend viel am 09.Nov 89`die „Berliner Mauer“ !
    Anläßlich des 20. PEP wurde das Denkmal der Freiheit
    „Durchbruch“ Umbruch am 19. Aug. 2009 durch den
    Ungarischen Staatspräsidenten eingeweiht.In diesem
    Denkmal befindet sich ein Stück “ Berliner Mauer “
    vom 13. Nov. 1989 !
    Die Idee für das Denkmal kam aus Berlin und wurde im
    Projekt Open Border mit der Komitatsstadt Sopron verwirklicht. Eine DVD über die Vorstellung des Denkmals ist vorhanden.

    Mit europäischen Grüßen,

    Werner Fuhrmann,Ehrenpräsident,
    Freundeskreis Europa Berlin e.V.+
    Vicepräsident im Projekt think european

    Berlin, den 09.09.2015