52 Gesichter der Insel Rügen: Christian Pisch #28of52


Holger Vonberg ist gebürtiger und bekennender Rüganer. Sein Berufswunsch als Zweijähriger: „Urlauber Baabe“. Das hat nicht ganz geklappt. Ab 1991 war er als Journalist u. a. für den NDR, die OZ und den „Urlaubs-Lotsen“ auf der Insel unterwegs. Bis März... mehr

Christian Pisch | Inhaber Lindenhof, Jahrgang 1956

Eine Geschichte voller Geschichten

Christian Pisch wurde 1956 im einstigen Landambulatorium von Göhren geboren, ist also ein waschechter Mönchguter. Er lebt und arbeitet in Alt Reddevitz auf dem Grundstück seiner Vorfahren. Im Jahre 1574 ist dieser Hof erstmals urkundlich erwähnt worden und trägt eine Hausmarke, das Familiensymbol, das H.

Eine Linde steht mitten auf dem Hof. Sie spendet im Sommer wohligen Schatten und ist ein fest mit Mönchgut verwurzeltes Symbol des Lindenhofs. In Christians Geburtsjahr wurde sie gepflanzt.

Seine Ahnen waren so genannte Fischerbauern und haben sich später allein von der Landwirtschaft ernährt. Ihr Hof brannte 1947 komplett nieder und wurde mit Pferde- und Kuhstall, mit Scheune und einem Wohnhaus wieder aufgebaut. Heute gibt es in der ehemaligen Scheune liebevoll und modern eingerichtete Ferienwohnungen. Auch die „Pokenstuw“ gehört zur Ferienanlage „Lindenhof“ – direkt an der Hagenschen Wiek. In dem Café mit Laden, der auch eine Probierstube ist, finden die Gäste regionale Köstlichkeiten wie Sanddornprodukte und leckeren Kuchen aus eigener Produktion.

Als gelernter Vermessungstechniker ist Christian Pisch vor der Wende viel unterwegs gewesen – unterwegs zur Vermessung der kleinen Welt DDR.

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Christian Pisch ist stolz auf ein großes Ölgemälde, das in seinem Wohnzimmer hängt. Es ist eine Leihgabe von Prof. Dr. Detlev Drenckhahn, dem Vorsitzenden des WWF-Stiftungsrates. Das Bild „Ratsversammlung auf Mönchgut“ war übrigens ein Auftragswerk des Göhrener Arztes Dr. Paul, der Christian Pisch im Landambulatorium auf die Welt geholfen hat. Das Gemälde zeigt keine fiktiven Personen, sondern echte Mönchguter in ihren Trachten – auch Christians Großeltern in ihrem Haus.

Seit Anfang der 80er Jahre arbeiten Christian Pisch und seine Frau Martina aktiv in der Mönchguter Trachtengruppe mit. Dort pflegen sie das Brauchtum, die Tänze der Poken, wie die Mönchguter genannt werden. Und auch die alten Trachten halten sie in Ehren. Denn diese wurden und werden noch immer von Generation zu Generation vererbt. Die Pischs gehören zu den wenigen, die etliche Teile der gut gehüteten Trachten ihrer Urgroßeltern noch heute zu besonderen Anlässen tragen. „Meine Oma Ottilie, von der ich auch das Platt gelernt habe, hat sie gehütet und gepflegt. So sind unter anderem Jacke, Weste und Hose meines Urgroßvaters bis heute noch da. Und das alles passt mir auch“, so Christian Pisch.

Seine Frau stammt wie er von der Halbinsel Mönchgut. Um ein Haar aber hätte der 13. August 1961 beider Leben völlig anders verlaufen lassen, denn Martina war in jenen Tagen zu Besuch bei ihren Großeltern in Westberlin. Erst zu Hause erfuhren sie und ihre Eltern, was kurz nach ihrer Abreise in Berlin geschehen war: der Mauerbau.

Den Mauerfall erlebten die beiden vor dem Fernseher.

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Video und Foto: pocha.de

Mehr über den Lindenhof:

www.ruegentypisch.de

Insel Rügen. #25JAHRE

Nach dem Mauerfall in die Reisefreiheit. Deutschland feiert im Jahr 2015 „Silberhochzeit“: 25 Jahre Deutsche Einheit. Die Insel Rügen erinnert mit der Kampagne „#25JAHRE“ an jene Zeit vor und nach dem Mauerfall. Wie haben die Menschen auf Rügen, Ummanz und Hiddensee die gesellschaftliche Wende erlebt? Wie war ihr Leben in der DDR – an der unsichtbaren Mauer, die Ostsee hieß? Und wie ging es im neuen, vereinten Deutschland für sie weiter? Rügen hat sie: Menschen mit ihren spannenden Geschichten, authentisch, ehrlich, emotional, überraschend. Jede Woche des neuen Jahres steht für 52 dieser Gesichter, die immer freitags in Kurzfilmen auf Youtube (youtube.com/wirsindinsel), Vimeo und im Blog www.wirsindinsel.de gezeigt werden: Plattdänzer und Plattschnacker, „Ureinwohner“ und Neurüganer, Sänger, Künstler, Mitgestalter, eine Meisterin, der Wetterfrosch, der Nachbar und die Nachbarin. Spannende Geschichten, die zeigen, wie tief so manche Wurzel in die Rügener Geschichte hinein reicht, was Glück und was Heimat bedeuten und wie sich Zeiten und Menschen ändern, ob Wünsche und Träume wahr wurden oder Hoffnungen sich vielleicht doch nicht erfüllt haben. #25JAHRE ist ein Projekt voller Emotionen, ein Stück bewahrter Zeitgeschichte, ein Teil von Rügen.


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