Hartmut Mühlwald | Vormann auf dem DGzRS-Kreuzer „Harro Koebke“, Jahrgang 1952
Unsere stillen Helden
Sie sind die helfenden Hände auf der Nord- und Ostsee und einsatzbereit 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr: Die Seenotretter. Hartmut Mühlwald aus Sagard ist einer von ihnen. Er ist Vormann auf dem Seenotrettungskreuzer „Harro Koebke“ in Sassnitz. Wie seine Crew hat auch er allen Grund zum Feiern, denn die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) begeht in diesem Jahr stolz ihren 150. Geburtstag, eine Gesellschaft, die sich ausschließlich über Spenden finanziert. „Gäbe es die Seenotretter nicht: Man müsste sie erfinden“, hat die ehrenamtliche „Bootschafterin“ Bettina Tietjen einmal gesagt.
Zu DDR-Zeiten wurde die Seenotrettung im Osten Deutschlands, an der Küste des Bezirks Rostock, staatlich organisiert. Hartmut Mühlwald war zunächst einer von vielen Freiwilligen und gehörte dann zu denen, die kurz nach der Wende bei der DGzRS fest angestellt wurden.
[soundcloud url=“https://api.soundcloud.com/tracks/213461278″ params=“auto_play=false&hide_related=false&show_comments=true&show_user=true&show_reposts=false&visual=true“ width=“100%“ height=“166″ iframe=“true“ /]
Die Seenotrettung in Sassnitz hat eine lange Geschichte, unter anderem nachzulesen und zu entdecken im Fischerei- und Hafenmuseum im Stadthafen. Das 1996 eröffnete Museum zeigt auf 300 Quadratmetern die Fischerei-, Hafen- und Stadtgeschichte. Auch der Seenotrettung ist ein Ausstellungsbereich gewidmet. Schließlich gab und gibt es hier die Seenotstation bereits seit 1866. Damals noch hatte man Ruderrettungsboote, Rettungswesten aus Kork, Raketenapparate und Hosenbojen, mit denen Schiffbrüchige in Sicherheit gebracht wurden. Das ist Geschichte. . .
Der hochmoderne und 36,5 Meter lange Seenotrettungskreuzer „Harro Koebke“ mit dem Tochterboot „Notarius“, das von Hartmut Mühlwalds Tochter Anne getauft wurde, ist heute das Flaggschiff der Rettungsflotte in der Ostsee. 6508 Pferdestärken können jederzeit in Gang gesetzt werden zum Einsatz rund Rügen. Damit erreicht das Aluminiumschiff 25 Knoten, also etwas mehr als 46 Kilometer pro Stunde. Es hat ein bordeigenes Hospital, eine leistungsstarke Feuerlöschanlage und Platz für fünf Besatzungsmitglieder.
Weitere Stationen mit Seenotrettungsbooten und Freiwilligen sind auf Rügen in Breege, Glowe und Lauterbach mit sowie in Vitte auf Hiddensee zu finden. An der Küste von Mecklenburg-Vorpommern gab es zur Wende 11 Stationen, heute sind es 17.
1990 war ein ganz wichtiges und entscheidendes Jahr für die Seenotretter im Bezirk Rostock, erinnert sich Hartmut Mühlwald.
[soundcloud url=“https://api.soundcloud.com/tracks/213461561″ params=“auto_play=false&hide_related=false&show_comments=true&show_user=true&show_reposts=false&visual=true“ width=“100%“ height=“166″ iframe=“true“ /]
„Es war ein Ritt auf der Rasierklinge. “ So hat einer der Sassnitzer Seenotretter den Einsatz beim Untergang der Fähre „Jan Heweliusz“ am 14. Januar 1993 einmal beschrieben. Orkan Verena hatte bis zu fünf und acht Meter hohe Wellen in der Ostsee aufgetürmt. Durch vermutlich schlecht gesicherte Fracht bekam die polnische Eisenbahnfähre Schlagseite, kenterte und sank gegen 11 Uhr etwa 20 Seemeilen östlich von Jasmund.
Um 4.45 Uhr hatte die Besatzung den Notruf „Mayday“ abgesetzt. Um 5.50 Uhr trieb es bereits kieloben. Nur neun Besatzungsmitglieder konnten gerettet werden. Zwei davon wurden von der Crew des Sassnitzer Seenotrettungskreuzers „Arkona“ stark unterkühlt aber lebend an Bord geholt, versorgt und an Land gebracht. Auch Tote wurden aus dem tosenden Meer geborgen. „Das sind Bilder und Momente, die man nie vergisst“, so Hartmut Mühlwald.
[soundcloud url=“https://api.soundcloud.com/tracks/213461705″ params=“auto_play=false&hide_related=false&show_comments=true&show_user=true&show_reposts=false&visual=true“ width=“100%“ height=“166″ iframe=“true“ /]
Video und Foto: pocha.de
Links: www.seenotretter.de
Nachtrag: Seit 1. November 2015 ist Vormann Hartmut Mühlwald offiziell im Ruhestand. Die Inselexperten wünschen ihm alles Gute und viel Gesundheit.
Insel Rügen. #25JAHRE
Nach dem Mauerfall in die Reisefreiheit. Deutschland feiert im Jahr 2015 „Silberhochzeit“: 25 Jahre Deutsche Einheit. Die Insel Rügen erinnert mit der Kampagne „#25JAHRE“ an jene Zeit vor und nach dem Mauerfall. Wie haben die Menschen auf Rügen, Ummanz und Hiddensee die gesellschaftliche Wende erlebt? Wie war ihr Leben in der DDR – an der unsichtbaren Mauer, die Ostsee hieß? Und wie ging es im neuen, vereinten Deutschland für sie weiter? Rügen hat sie: Menschen mit ihren spannenden Geschichten, authentisch, ehrlich, emotional, überraschend. Jede Woche des neuen Jahres steht für 52 dieser Gesichter, die immer freitags in Kurzfilmen auf Youtube (youtube.com/wirsindinsel), Vimeo und im Blog www.wirsindinsel.de gezeigt werden: Plattdänzer und Plattschnacker, „Ureinwohner“ und Neurüganer, Sänger, Künstler, Mitgestalter, eine Meisterin, der Wetterfrosch, der Nachbar und die Nachbarin. Spannende Geschichten, die zeigen, wie tief so manche Wurzel in die Rügener Geschichte hinein reicht, was Glück und was Heimat bedeuten und wie sich Zeiten und Menschen ändern, ob Wünsche und Träume wahr wurden oder Hoffnungen sich vielleicht doch nicht erfüllt haben. #25JAHRE ist ein Projekt voller Emotionen, ein Stück bewahrter Zeitgeschichte, ein Teil von Rügen.
Kommentare sind geschlossen.