Die Kleinbahn „RASENDER ROLAND“ feiert ihren 120. Geburtstag.


Berichte von Einheimischen.

Mit Volldampf über die Insel Rügen
Die Rügensche Kleinbahn dampft seit mittlerweile 120 Jahren über die Ostsee-Insel Rügen. Am 21.07.1895 wurde der erste Streckenabschnitt von Putbus nach Binz mit einer Spurweite von 750 Millimetern eröffnet. In den darauffolgenden Jahren entstand ein etwa 100 Kilometer langes Streckennetz, welches sich fast über die ganze Insel Rügen erstreckte. Vorrangig dienten die Kleinbahnen dem Transport von landwirtschaftlichen Gütern und nachrangig der Personenbeförderung. Jedoch erlangten sie auf der „Bäderlinie“ von Putbus über die Ostseebäder Binz, Sellin und Baabe nach Göhren schnell eine wichtige Bedeutung für den Tourismus.

Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen die Bahnen nochmals eine wichtige Rolle, blieben doch Fahrzeuge und Gleisanlagen von Reparationsforderungen seitens der Sowjetunion verschont. Jedoch wurden Ende der 1960er Jahren durch den „Verkehrsträgerwechsel“ auf die Straße zahlreiche Streckenabschnitte stillgelegt. Übrig blieb lediglich der 24 Kilometer lange Abschnitt Putbus – Göhren, der durch engagierte Eisenbahnfreunde gerettet werden konnte. Im Jahre 1976 wurde diese Linie durch das DDR-Verkehrsministerium als erhaltenswürdig eingestuft.

Im Zuge der politischen Wende ging der „Rasende Roland“ zunächst an die Deutsche Bahn AG, die jedoch an Schmalspurbahnen kein Interesse hatte.
So ergab sich nur der Weg in die Privatisierung, zum 01. Januar 1996 übernahm die neu gegründete Rügensche Kleinbahn GmbH den Betrieb und später auch die Infrastruktur. Es wurde ein umfangreiches Investitionsprogramm aufgelegt, um die verschlissenen Gleise und Fahrzeuge zu erneuern. Wichtiges Element war dabei das Dreischienengleis zwischen Putbus und Lauterbach Mole, auf dem seit 1999 die Schmalspurzüge zusammen mit der regelspurigen Bahn aus Bergen auf Rügen direkt bis an den Molenkopf nach Lauterbach fahren können. Leider folgten unruhige Jahre bei der Kleinbahn und es kam dabei zu mehreren Betreiberwechseln. Seit 2008 betreibt die Eisenbahn-Bau- und Betriebsgesellschaft Pressnitztalbahn mbH erfolgreich die Kleinbahn als Rügensche BäderBahn (RüBB). So dampfen die kleinen Züge einer gesicherten Zukunft entgegen.

Der Fahrzeugpark umfasst heute acht Dampfloks und zwei Dieselloks sowie verschiedene Reisezugwagen, Packwagen und Güterwagen.

Darunter befindet sich auch ein historischer Traditionszug mit originalgetreu restaurierten Wagen, der auf Wunsch für Sonderzugfahrten gechartert werden kann.
Auch heute noch stehen mehrere Dampflokomotiven im täglichen Einsatz. Mit viel nostalgischem Flair und der Liebe zum Detail stellt die Rügensche BäderBahn ein echtes touristisches Highlight dar, das ganzjährig Urlauber und Ausflügler erfreut.

Im Volksmund wird die Kleinbahn liebevoll „Rasender Roland“ genannt.
Doch wie bekam die Bahn diesen Namen? In den 60er Jahren kamen viele Wismut-Kumpel zur Erholung auf die Insel Rügen. Mit dem „Roland“ wurde verbunden, „gut behütet“ unterwegs zu sein. Das „rasend“ wiederum bezog sich etwas ironisch auf die Geschwindigkeit, mit der die Züge früher wegen der schlechten Gleislage noch langsamer als heute unterwegs waren. Diese Namensgebung verselbständigte sich dann und ist bis heute untrennbar mit der Schmalspurbahn verbunden.

 

Die Faszination: für Eisenbahnliebhaber ist es vorrangig ein Stück Technikgeschichte, die meisten Fahrgäste erfreuen sich aber einfach an einer kleinen Zeitreise oder auch nur um Ausblick aus dem Fenster oder vom offenen Perron. Der Weg ist also bereits das Ziel – eben diesem Anspruch hat sich die Rügensche BäderBahn (RüBB) verschrieben und kümmert sich mit viel Engagement sowohl um Lokomotiven und Waggons als auch um Infrastruktur und Umfeld.
Zur Hauptsaison verkehren täglich drei Dampfzugumläufe, in der übrigen Zeit sind es zwei. Ergänzend gibt es im Sommer sowohl die Verlängerung nach Lauterbach Mole als auch die beliebten Spätfahrten in den Abendstunden. Saisonbezogen werden Speisewagen als „RüBB-Buffet“ und offene Cabrio-Aussichtwagen mit in die Züge eingestellt und bieten zusätzlichen Service. Es gibt familien- und gruppenfreundliche Tarife, auch eine Fahrradmitnahme ist unkompliziert möglich. Interessierte Besucher können bei rechtzeitiger Anmeldung und gegen zusätzliches Entgelt zudem eine Mitfahrt auf dem Führerstand buchen. Außerdem gibt es unter dem Motto „Mit Wasser & Dampf“ attraktive Kombiticket-Angebote zur Nutzung von Bahn und Schiff, alternativ auf Boddengewässern oder entlang der Ostseeküste.
Steigen Sie ein und erleben Sie Eisenbahnromantik pur !

Fotos: Matthias Kley

 

Tipp:

Großes Bahnhofsfest in Putbus am 30./31. Mai 2015.
  Am 30. und 31. Mai findet bei der Rügenschen BäderBahn „Rasender Roland“ das große Bahnhofsfest in Putbus statt. Am Samstag von 10.00 Uhr, am Sonntag ab 11.00 Uhr, bis jeweils 17.00 Uhr wird in der Bahnhofstraße 14 gefeiert.

Für große und kleine Eisenbahnliebhaber sind historische Fahrzeuge auf Regel- und Schmalspurgleisen unterwegs. Höhepunkt ist am 30. Mai ein Sonderzug aus Leipzig, welcher durch die ölgefeuerte Schnellzugdampflokomotive 01 0509-8 bespannt wird.

Begangen wird hier das 120. Jubiläum der Rügenschen Kleinbahnen, aus diesem Anlass wird auch das neue Maskottchen erstmals präsentiert – lassen Sie sich überraschen. Rund um den Bahnhof Putbus finden zahlreiche Aktionen statt, die vor allem Familien mit Kindern einladen. So werden u.a. Führerstands- und Draisine-Mitfahrten angeboten. Außerdem gibt es Kinderanimation, eine Hüpfburg, Live-Musik und zahlreiche Verkaufsstände. Auch für das leibliche Wohl ist natürlich bestens gesorgt. Weitere Informationen zur Veranstaltung sowie die Fahrpläne sind unter www.ruegensche-baederbahn.de zu finden.

 


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