In der Orangerie zu Putbus eröffnet die Kulturstiftung Rügen am heutigen Sonnabend, dem 25. April, um 15.30 Uhr eine neue Ausstellung. Sie ist dem in Bergen lebenden und künstlerisch tätigen Gottfried Sommer gewidmet, der im Mai 2015 seinen 80. Geburtstag feiert. Die Ausstellung trägt den Titel „Fundstücke“ und zeigt neben Sommers Grafiken, Ölbildern und Aquarellen auch dreidimensionale Kunstwerke: Skulpturen des Metallgestalters Bernard Misgajski, Arbeiten des Holzbildhauers Hans-Werner Kratzsch und „Gnubbeln“, wie Gottfried Sommer liebevoll die Sandsteinskulpturen von Johannes Peschel bezeichnet.
„Sachsen lieben den Norden“, sagt Gottfried Sommer, der vor 80 Jahren im Vogtland geboren wurde. 40 Jahre lang war er fast jeden Sommer zweimal auf Hiddensee. „Wegen der Menschen, wegen der Landschaft.“ Seit 1998 ist Rügen seine Heimat und auch die seiner Frau, der Schriftstellerin Ursula Ullrich, die es sehr einfühlsam versteht, ihre Liebe zu den Inseln in Worte zu fassen, nachzulesen unter anderem in ihren wundervollen Gemeinschaftswerken „Rügen Inselwege“ und „November auf Hiddensee“.
Diese Welt und sich selbst erfindet der Künstler immer wieder neu. „Ich kann nicht dort weitermachen, wo ich aufgehört habe.“ Das verraten auch seine Bilder. Da sind seine Grafiken, die weichen Aktzeichnungen und klaren, sich immer weiter entwickelnden Porträts. Dieses Zeichnen vergleicht er mit den Handübungen eines Pianisten auf der Klaviatur. Und da sind die Ölgemälde mit Sommers Blumen und Landschaften und die Aquarelle, auf die er sich stark konzentriert, seit er in der Nähe des Wassers wohnt. Seine Arbeiten: kostbare Lebenszeichen.
Würde er wieder Künstler werden wollen? Gottfried Sommer überlegt einen Moment: „Heute hätte ich etwas Sorge, weil ich die Welt nicht mehr ganz so recht verstehe.“
Kuratorin Elke Pietsch, die den Künstler seit vielen Jahren kennt, schätzt seine liebenswerte Art, ist fasziniert von seiner Kunst, „von der einem das Herz aufgeht“. „Seine Landschaften vermitteln Tiefe und Weite, Ruhe und Besinnlichkeit. Sie sprechen mich einfach an.“ Sie schätze besonders an ihm die Bescheidenheit und die „Ordnung in seinem System“. Einen solch strukturierten Künstler habe sie noch nicht erlebt.
Und Kerstin Kassner, die Vorsitzende des Kuratoriums der Kulturstiftung Rügen, wird in ihrem Grußwort heute folgende Worte finden: „Es gibt sie, es gibt sie auch unter den Künstlern, die Zugvögel, die für eine ihnen bestimmte Zeit in einer Region zu Gast sind, sie mit ihrer Anwesenheit bereichern und dann weiterziehen müssen. So einer ist Gottfried Sommer nicht. In seinen Bildern sehe ich Rügen und Hiddensee in mir bekannten und doch immer neuen Dimensionen, Varianten, festgehaltenen Augenblicken. . . Hier ist einer mit großer Ernsthaftigkeit und Meisterschaft unterwegs. Nie geht es um einen schnellen Abklatsch, eine wohlfeile Widergabe der Dinge, nichts für den leichten Genuss. Wer Werke mit solcher Emotionalität schaffen kann, dem ist Rügen, dem ist Hiddensee nicht egal. Der setzt sich auseinander mit dem, was er sieht, was er liebt. . . Für uns Insulaner ist es ein großes Geschenk, dass Gottfried Sommer die Insel zu seinem Wohnsitz erkoren hat. Ich jedenfalls bin Gottfried Sommer dankbar für seine Treue, sein nicht erlahmendes Schaffen und seine Anteilnahme am Lauf der Dinge. Längst sind die Werke Gottfried Sommers zu einem Teil Rügens selbst geworden. . .“
Öffnungszeiten der Orangerie in Putbus:
April: Di. – Sa. 11 bis 17 Uhr, Mai: Di.-So. 11 bis 18 Uhr
Fotos: Holger Vonberg
Vita
Gottfried Sommer
1935
im sächsischen Vogtland geboren
1952 – 1955
Studium an der Arbeiter-und-Bauernfakultät für Bildende Künste Dresden bei Otto Griebel, Werner Hofmann, Edmund Götz und Gerhard Stengel
1955 – 1964
Studium an der Hochschule für Bildende Künste Dresden bei den Professoren Erich Fraaß, Herbert Kunze und Paul Michaelis
Staatsexamen und Diplom
Meisterschüler bei Professor Paul Michaelis
1961 – 1991
Mitglied des Verbandes Bildender Künstler der DDR
seit 1991
Mitglied des Bundesverbandes Bildender Künstler
Deutschlands und des Sächsischen Künstlerbundes
seit 1965
freischaffend
seit 1998
lebt und arbeitet Gottfried Sommer in Bergen auf Rügen
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