Hannes und Hans | Musiker, Jahrgänge 1947 und 1933
Seemannsbraut ist die Musik.
Kurz vor der Wende hatten Hannes Müller und Hans Badrow in Bergen auf Rügen eine wichtige Prüfung zu bestehen, denn ohne staatlich anerkannten Eignungsnachweis war in der DDR kein öffentlicher Auftritt als Berufsmusiker möglich. Seit 25 Jahren treten sie nun als musikalisches Duo „Hannes und Hans“ auf.
„Heute kann ja jeder auf die Bühne, der drei Gitarrengriffe einigermaßen beherrscht“, sagt Hans Badrow und schüttelt seinen Kopf. „Damals wehte ein anderer Wind.“ Im Kreiskulturhaus legten sie im Sommer 1989 vor einer strengen Kommission ihre Prüfung ab, als Duo nach zwei gemeinsamen Testauftritten in der Binzer Störtebeker-Bar. Ein fünfstündiges Programm mussten sie damals einreichen. Die Bewertung: Oberstufe „Sehr gut“. Seitdem sind sie auf der Insel unterwegs, immer das Akkordeon dabei und einen Seesack voller Musik und Seemannsgarn.
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Dort, wo die Ostseewellen an den Strand rollen, leben auch Hannes und Hans, in Rügens größtem Ostseebad, in Binz. Der Sänger Hannes Müller, Jahrgang 1941, ist ein großer Charmeur, Hans Badrow, sein Begleiter mit dem Akkordeon, eher der ruhige Typ. Hans, Jahrgang 1933, hat die 80 schon überschritten, lebt seit genau 70 Jahren auf Rügen und dürfte damit der älteste aktive Instrumentalsolist auf den Bühnen von Deutschlands größter Insel sein.
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Hannes ist in dem Duo nach eigener Einschätzung „der Luftikus mit der großen Klappe, der die Massen unterhält“, und Hans der begnadete Akkordeonspieler mit einer Notensammlung, „von der du nur träumen kannst“. Hans erinnert in seiner zurückhaltenden, aber verschmitzten Art ein bisschen an Heinz Erhardt. Die beiden Insulaner, die ihre „musikalische Silberhochzeit“ schon gefeiert haben, bringen zusammen 155 Jahre auf die Bühne, sind Rügens „älteste Boygroup“ und sogar Träger des Kölner Karnevalsordens.
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Der Sänger Hannes hat bis zu seinem „Unruhestand“ vor ein paar Jahren als Lehrer für Sport, Russisch und Sozialkunde gearbeitet und war einer der letzten Schulleiter in der inzwischen geschlossenen Außenstelle des Bergener Arndt-Gymnasiums in Binz. Zur See gefahren ist er auch, als junger Mann bei der Volksmarine, sehr viel später dann als Rentner, zehn Wochen Atlantik auf dem Großsegler „Lili Marlen“, einer 76 Meter langen Barkentine mit 1200 Quadratmetern Segelfläche. Hans hingegen hat als gelernter Bäcker und Konditor, als Kellner und Ökonom im Feriendienst mit der christlichen Seefahrt wenig am Hut. „Ich vertrage die Schaukelei nicht.“ Auf Rügen sind sie zu Hause. „Das ist unsere Heimat“, sagen sie wie aus einem Munde.
„Besanschoot an“ ist und bleibt ihr Leitspruch. Besan ist auf einem Segelschiff der letzte Mast mit großem Dreieckssegel. Das letzte Segel, das letzte Tau. Die Meldung „Besanschoot an“ heißt, die Arbeit ist getan. Und die Besatzung wird mit einem aufmunternden Schluck belohnt, mit einem Seelenwärmer zum Feierabend. Ein Prost auf Hannes und Hans.
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Insel Rügen. #25JAHRE
Nach dem Mauerfall in die Reisefreiheit. Deutschland feiert im Jahr 2015 „Silberhochzeit“: 25 Jahre Deutsche Einheit. Die Insel Rügen erinnert mit der Kampagne „#25JAHRE“ an jene Zeit vor und nach dem Mauerfall. Wie haben die Menschen auf Rügen, Ummanz und Hiddensee die gesellschaftliche Wende erlebt? Wie war ihr Leben in der DDR – an der unsichtbaren Mauer, die Ostsee hieß? Und wie ging es im neuen, vereinten Deutschland für sie weiter? Rügen hat sie: Menschen mit ihren spannenden Geschichten, authentisch, ehrlich, emotional, überraschend. Jede Woche des neuen Jahres steht für 52 dieser Gesichter, die immer freitags in Kurzfilmen auf Youtube (youtube.com/wirsindinsel), Vimeo und im Blog www.wirsindinsel.de gezeigt werden: Plattdänzer und Plattschnacker, „Ureinwohner“ und Neurüganer, Sänger, Künstler, Mitgestalter, eine Meisterin, der Wetterfrosch, der Nachbar und die Nachbarin. Spannende Geschichten, die zeigen, wie tief so manche Wurzel in die Rügener Geschichte hinein reicht, was Glück und was Heimat bedeuten und wie sich Zeiten und Menschen ändern, ob Wünsche und Träume wahr wurden oder Hoffnungen sich vielleicht doch nicht erfüllt haben. #25JAHRE ist ein Projekt voller Emotionen, ein Stück bewahrter Zeitgeschichte, ein Teil von Rügen.
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