„Die Burg am Kap Arkona – Götter, Macht und Mythos“


Holger Vonberg ist gebürtiger und bekennender Rüganer. Sein Berufswunsch als Zweijähriger: „Urlauber Baabe“. Das hat nicht ganz geklappt. Ab 1991 war er als Journalist u. a. für den NDR, die OZ und den „Urlaubs-Lotsen“ auf der Insel unterwegs. Bis März... mehr

Umfassende Darstellung zur Geschichte der slawischen Tempelburg

Sie gilt als der „Olymp der Ostsee“: die slawische Tempelburg am Kap Arkona. Hier wurde einst Götterkult betrieben. Hier wurde Geschichte geschrieben. Und genau diese Geschichte hat der Historiker Fred Ruchhöft erstmals umfassend dokumentiert in dem Buch „Die Burg am Kap Arkona – Götter, Macht und Mythos“.

Fred Ruchhöft ist seit 2009 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte an der Universität Greifswald.
„Arkona übt eine große Faszination auf mich aus – nicht zuletzt wegen der zentralen Lage in der westlichen Ostsee und der spannenden Geschichte.“ Diese Wallanlage hat über die Jahrhunderte schon große Teile, auch Schätze, an das Meer verloren. Schätze, mit denen dort vom 6. bis 12. Jahrhundert die Gottheit Swantevit geehrt wurde. Auf etwa ein Drittel ist das Areal durch Küstenabbrüche in den Jahrhunderten geschrumpft. Vor rund 90 und dann noch einmal vor 50 Jahren und auch nach der Wende erfolgten archäologische Rettungsgrabungen, um weitere Verluste zu minimieren und tiefere Einblicke in die Geschichte dieser Tempelburg zu erlangen.

Anhand von Fotos, Grabungsskizzen und Kartenmaterial erzählt Ruchhöft von der wechselvollen Historie. Er nimmt den Leser mit in eine Zeit der Götter, der Kriege und des Wandels bis hinein in die Gegenwart, denn die steinernen Zeugnisse der Slawenzeit sind auch heute noch zu entdecken, unter anderem in der Kirche von Altenkirchen und im Gemäuer von Sankt Marien in Bergen.

Die Erstürmung der Tempelburg im Jahre 1168 durch den dänischen Bischof Absalon von Røskilde war der Beginn der Christianisierung Rügens, sehr detailliert festgehalten von Saxo Grammaticus, einem dänischen Geschichtsschreiber. Der hat zwar nicht an der Belagerung und Erstürmung der Burg teilgenommen, muss aber viele Informationen von seinem Herrscher erhalten haben, so Fred Ruchhöft.

Die Ranen, aber auch Seereisende und Vertreter anderer slawischer Stämme, verehrten demnach auf Arkona ein kolossales Götzenbild,
das an Größe jegliche Gestalt eines Menschenleibes übertraf. Dieser vierköpfige Swantevit schaute in alle Himmelsrichtungen, hatte ein Füllhorn und ein Schwert von ansehnlicher Größe mit Schneide und Griff von kunstvoll getriebener Art und mit dem schönen Glanz des Silbers. Dieser Gott, den die Ranen und auch „benachbarte Könige“ immer nach der Ernte reich beschenkten, stand in einem Tempel, der nur von einem Priester betreten werden durfte. Der allerdings hatte in dem Tempel die Luft anzuhalten, damit er das Heiligtum nicht mit seinem menschlichen Atem verunreinigte. „Das nachzuweisen, dürfte uns Historikern und Archäologen schwer fallen, aber ein gewisser Wahrheitsgehalt ist ganz sicher in den historischen Aufzeichnungen.“

Das Arkonabuch ist ein Kleinod, das nicht nur Einheimische, sondern auch Urlauber interessieren dürfte, meint Dr. Detlef Jantzen vom Landesamt für Kultur und Denkmalpflege: „Der slawische Burgwall am Kap Arkona zählt zu den wichtigsten archäologischen Denkmalen in Mecklenburg-Vorpommern. Seit rund 500 Jahren beschäftigen sich Historiker und Archäologen mit der Erforschung dieses zentralen Ortes. Das Buch ist natürlich keine wissenschaftliche Aufarbeitung. Die muss noch erfolgen. Und die Auswertung der Grabungen wird noch eine ganze Reihe von spannenden Ergebnissen bringen. Da bin ich mir ganz sicher.“

Arkona, ein Kult- und Kulturort.
Darum lag es nahe, in diesem Buch auch eine Künstlerin zu Wort kommen zu lassen. Elke Kock hat – zusammen mit Fred Ruchhöft – zwei Jahresausstellungen unter dem Motto „Kunst begegnet Archäologie“ im Peilturm am slawischen Burgwall organisiert. Sie schreibt über die Suche, das Finden und den Gewinn von Wissen, über Dinge, die Kunst und Archäologie verbinden. Sie schreibt über die Wurzeln der Menschen und über jene Wurzeln, die LandArt-Künstler auch am Kap Arkona in ihre vergänglichen Werke eingebettet haben. Das Buch schließt mit zwei Gedichten von EllenNa. Das eine heißt „Spuren der Zeit“, das andere „Zeit für Spuren“. Ein gelungenes Ende für eine noch lange nicht beendete Geschichte. Die Rettungsgrabungen an der Tempelburg müssen fortgeführt werden. Denn die Zeit läuft. Und die Ostsee nagt weiter am Kliff.

 

Das Buch „Die Burg am Kap Arkona – Götter, Macht und Mythos“ von Fred Ruchhöft wurde herausgegeben von der Abteilung Archäologie und Denkmalpflege im Landesamt für Kultur und Denkmalpflege. Es ist mit Unterstützung der Tourismusgesellschaft Kap Arkona entstanden, hat 96 Seiten mit zahlreichen Abbildungen und kostet 9,95 Euro. ISBN: 978-3-935770-30-9

 

 


Kommentare sind geschlossen.