„Rügenraunen“ – Unernste Insel-Gedichte von Frank Wallenta


Berichte von Einheimischen.

Über diesem kleinen und feinen Gedichtband „Rügenraunen“ könnte vielleicht auch stehen: „Der Oberstaatsanwalt hat das Wort“. Denn der dichtende Jurist arbeitet tatsächlich am Bundesgerichtshof. Doch sein „Rügenraunen“, jetzt erschienen im Stralsunder Strandläufer Verlag, hat rein gar nichts mit seiner Arbeit, mit Terroristen, Akten oder Paragrafen zu tun, sondern mit Reflexionen, mit Gefühlen. Seine Miniaturen sind im wahrsten Sinne des Wortes verdichtete Gedanken.

Sein Plädoyer für Deutschlands größte Insel:
„Rügen ist einer meiner liebsten Rückzugsorte, an denen ich entspannen kann. Die Klarheit und Weite der Insel überträgt sich auf mich, auch die Ruhe, die mir und anderen gut tut“, sagte er bei einem Besuch in der Tourismuszentrale Rügen. Die raue Halbinsel Wittow mag der Mann aus dem Schwarzwald, Orte, abseits der touristischen Hauptschlagadern, das kleine Dorf Breege am Bodden beispielsweise oder auch Silenz, wo die Ruhe schon im Ortsnamen steckt. Er lässt die Landschaft auf sich wirken, fängt Stimmungen in einer kleinen, abgegriffenen Kladde ein und bringt die Texte zu Hause dann auf einer alten Olivetti-Schreibmaschine zu Papier. „Das Klappern der Mechanik hat etwas, das ein Computer nicht ersetzen kann. Und es macht Spaß, am nächsten Morgen zu schauen, ob das, was ich geschrieben habe, noch immer taugt.“ Und es taugt, was er in diesem Band festgehalten hat.

Frank Wallenta ist ein Mann mit hintergründigem Humor und einem besonderen Gespür. Er scheint tatsächlich das Rügenraunen zu hören. So hat er es eingefangen:


Rügenraunen

Das Rügenraunen
hört mit Staunen,
wer des Nachts am Ufer sitzt
und dabei die Ohren spitzt.

Ist es Wellengang
Oder Geistgesang?
Ist es Dünenbrummen
Oder Ohrensummen?

Wer bei Nacht am Ufer steht,
weiß, woraus der Ton genäht.

In dem Gedichtband sind aber nicht nur seine Worte zu finden. Fotos vom Strandläufer-Verleger Peter Hoffmann begleiten die Lyrik – ebenso hintergründig wie die Texte ist auch die Bildsprache. Ein Foto mit „Sprotten to go“ steht diesem Gedicht gegenüber:

Schicksal

Es schwimmt im Meer ein flinker Fisch.
Ein Kutter fährt ihm hinterher;
Bald kann der Fisch nicht mehr.
Geräuchert kommt er auf den Tisch.

Frank Wallentas „Rügenraunen“ ist ein sympathischer Lyrikband, eine Liebeserklärung an die Insel mit mehr als nur einem Augenzwinkern. Dieser kleine Denk(-mal-nach-)Zettel ist eine Premiere, sein erstes nichtjuristisches Buch. Es ist gut zu lesen – im Urlaub, auf einer Parkbank, im Strandkorb. Das Urteil: Beide Daumen zeigen nach oben. Mögen weitere Lyrikbände folgen!
Das Buch „Rügenraunen“ ist im Strandläufer Verlag Stralsund erschienen, hat 66 Seiten und kostet 8,90 Euro.

ISBN: 978-3-941093-15-7

www.strandläufer-verlag.de



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