Rucksack oder Strandtasche?


Berichte von Einheimischen.

Wandern mit Meerblick

„Schatz, was willst Du mit den Wanderschuhen? Wir fahren doch Rügen!“  – „Vertrau‘ mir, Liebling: Wir werden auf der Insel wandern – mit Meerblick.“ So wie unserem erfundenen Paar – nennen mir sie Julia und Daniel – geht es seit einigen Jahren immer mehr Rügen-Urlaubern. Neben einer Strandtasche packen sie immer häufiger auch ihren Wanderrucksack. Denn die Insel ist dabei, sich zu einem wahren Wanderparadies zu mausern: Von einem rund 800 Kilometer langen Wanderwegenetz, herrlichen Ausblicken und idyllischen Rastplätzen hat Julia vor kurzem gelesen. Daniel, der die Insel noch aus Kindertagen kennt, erinnert sich vor allem an die langen feinsandigen Strände, die er damals mit seiner bunten Schaufel Meter für Meter umgegraben hat. Doch das Wanderfieber seiner Liebsten scheint ihn anzustecken. Auch er packt seine Wanderschuhe in den Koffer.
Julia und Daniel werden nicht enttäuscht: Die Wanderwege auf Rügen offenbaren die ganze landschaftliche und kulturelle Vielfalt der Insel. Sie führen durch üppige Wälder und schattige Alleen, durch urige Fischerdörfer und mondäne Badeorte, entlang malerischer Boddenufer und vorbei an zahlreichen steinernen und gemauerten Zeugen längst vergangener Epochen.

Zu den beliebtesten Wanderungen auf Rügen zählen die Touren durch den Nationalpark Jasmund, dessen urwüchsige Buchenwälder im Sommer 2011 in weiten Teilen zum UNESCO-Welterbe erklärt wurden.
Durch eben jene ursprüngliche Natur führt auch der Hochufer-Wanderweg entlang der Kreideküste: Unter dem frischen Grün der majestätischen Buchenwälder verbindet die Tour die Hafenstadt Sassnitz mit dem einstigen Fischerdorf Lohme und eröffnet fast hinter jeder Biegung neue erhabene Ausblicke auf das Meer und die bis zu 118 Meter hohen Kreidefelsen der Halbinsel Jasmund. Natürlich ist Daniel früher schon einmal hier gewesen, doch die majestätischen Ausblicke und die von hohen Buchen gesäumten Wege haben ihn so beeindruckt, dass er in seinem Wandereifer kaum zu stoppen ist: Julia, die sich eine kleine Blase gelaufen hat, braucht all ihre Überredungskunst, um Daniel davon zu überzeugen, für den Rückweg den Wanderbus des RPNV zu nutzen.
Für den nächsten Tag haben sich Julia und Daniel ein kleines Kontrastprogramm vorgenommen: Im Südosten der Insel Rügen vermitteln reetgedeckte Fischerkaten, schmale Kopfsteinpflasterstraßen, mittelalterliche Backsteinkirchen und die hügelige Landschaft der „Zickerschen Berge“ eine Ahnung davon, wie es früher wohl auf Rügen zugegangen sein mag.
Zwischen der offenen Ostsee und den schilfbewachsenen Ufern des Rügischen Boddens schlängeln sich auf der Halbinsel Mönchgut stille Wanderwege durch das Naturschutzgebiet Zicker, entlang lieblicher Ufer und durch ursprünglich anmutende Fischerdörfer.

Am dritten Tag kann sich unser Pärchen zum erstem Mal nicht auf eine Route einigen: Sollen sie die idyllische Ruhe und ländliche Weite in Rügens Westen erkunden oder auf Wittow und am Kap Arkona in eine  jahrhundertealter Geschichte eintauchen?  Sollen sie sich bei einem Bummel durch die Ostseebäder nostalgisches Flair um die Nase wehen lassen oder in der einstigen Residenzstadt Putbus auf den Spuren des Fürsten Malte wandeln? Tja, wer die Wahl hat… Also wird die Entscheidung vertagt: Julia und Daniel packen dann doch die Strandtasche und genießen ganz entspannt Sonne, Sand und Meer. Und am Abend erfahren beide, dass vom 15. bis 25. Mai der zweite Wanderfrühling Rügen stattfindet, bei dem zahlreiche kostenlose, geführte Wanderungen angeboten werden. Und schon steht fest, dass sie schon im nächsten Frühjahr wieder nach Rügen kommen werden – wieder mit Wanderschuhen und Rucksack.


Kommentare sind geschlossen.