Erste Hilfe wenn das Segel reisst


Seit 2004 arbeitet Janet Lindemann als Freie Journalistin auf der Insel Rügen. Sie interessiert sich besonders für die Themen Kultur, Natur, Tourismus und Reisen. Ihre Text- und Bildbeiträge erscheinen unter anderem im Sommer-Magazin der Ostsee-Zeitung, dem Magazin für schlaue Eltern... mehr

Tack, tack, tack, tacktacktack. In der Bootshalle von Arne Witt rattert eine Nähmaschine. Immer schneller bohrt sich die dünne Metallspitze in das Polyester. 1.000 Mal in der Minute. Arne Witt braucht beide Hände. Auf der Maschine liegt ein Segel, das vorderste einer Bavaria 44. Starke Seewinde haben das Material beschädigt.

Von Hause aus ist Arne Witt Sattler­meister. Doch seit Mitte der 90er hat er einen Notdienst für Segler eingerichtet. ›In der Regel werden die großen und schweren Segel in unsere Werkstatt gebracht. Weil man nie weiß, was genau kaputt ist‹, sagt der ­Patziger, der das Ruder des Familien­betriebes (seit 1926) in der Hand hält. In der 200 Quadratmeter großen Halle auf seinem Hof hat er Platz, um die Tücher auszubreiten. ›Das ist auf dem Schiff schwierig‹, erzählt der 33-Jährige. Mal ist ein Segel durch die Beanspruchung des Materials durch Windböen gerissen. Ein anderes Mal ist es der UV-Strahlung der Sonne ungeschützt ausgesetzt gewesen. ›Mit der Zeit haben sich die Materialien verändert, aus denen die Segel hergestellt werden. Sie sind zwar haltbarer, lassen sich aber oft kaum noch oder sehr schwer reparieren‹, erzählt der Fachmann, der so immer wieder vor neuen Herausforderungen steht. Bei Segeln aus modernen Kunststoffen wie Laminat ersetzt er das Nähen durch Kleben. Immer wieder muss Arne Witt erklären, warum er das so und nicht anders gemacht hat: ›Segler sind genauso verrückt wie Pferdezüchter.‹

SOS an 0 38 38 / 31 32 99

Foto + Text: Janet Lindemann-Eppinger


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